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mrstrikehardt

Posted on 12.7.2020

Paul Feyerabend gibt sich in seinen Briefen, wie er auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde: schonungslos ehrlich, angriffslustig, seine Meinung geradeheraus mitteilend mit sehr viel Spott für sich und seine Mitmenschen. Anything goes - so auch in seinen Briefen. Über Wissenschaftstheorie, Philosophie schreibt er jedoch ungern, er behauptet von sich eher faul zu sein und lieber amerikanische Soap Operas (wie Dallas) zu schauen. Die Vorlesungen an der Universität sind ihm lästig, überhaupt der ganze soziale Austausch von Angesicht zu Angesicht. Koketterie pur. Denn gleichzeitig berichtet er Duerr vom ständigen Revidieren bisher geschriebener Texte (auch bereits publizierte), Entwürfen zu neuen Ideen. Es gibt auch viel Tratsch, bspw. über den gemeinsamen Verleger Siegfried Unseld, der ganz schön was abbekommt. Der Tratsch nimmt zuweilen überhand und, weil man die Verspottenden kaum kennt, ist der Unterhaltungswert gering. In den letzten Briefen, nachdem er seine vierte Ehefrau Grazia Borrini 1983 kennengelernt hat, gibt er sich sanftmütiger. Dieser Sanftmut tat ihm gut und liest sich gut.

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