Helga
„Dear Evan Hansen“ basiert auf einem Musical und ist somit auch das erste Musical, das ich gelesen habe. Anfangs konnte ich keinen Unterschied wahrnehmen, doch im Laufe der Handlung gab es einige Kapitel, die aus Connors Sicht erzählt wurden – nach seinem Tod wohlbemerkt. Dies fand ich jedoch nicht weiter schlimm und konnte der Handlung trotzdem folgen. Der Schreibstil ist einfach gehalten. Jedoch hat es sich hier und da zu sehr in die Länge gezogen. Viel zu viele Beschreibungen der Gedanken und kaum Kommunikation. Der Hauptprotagonist ist verständlicherweise eher verschlossen und hat ein psychisches Problem. All die negativen Gedanken nahmen mir ehrlich gesagt auch die Lust am Lesen. Es ist definitiv keine leichte Lektüre für Zwischendurch, darüber sollte man sich im Klaren sein. Viele sagen, dass in diesem Buch ein sehr wichtiges Thema angesprochen wird und das stimmt bis zu einem gewissen Grad auch – wenn man über das eine in der Umsetzung hinwegsieht: Lügen. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie jemand Lügen über Lügen verbreiten und gleichzeitig damit leben kann. Insbesondere dann, wenn man eh schon psychisch angeschlagen ist. Klar hat sich Evan Hansen Gedanken gemacht und Reue gezeigt, doch statt den einen Fehler auf sich ruhen zu lassen, macht er es noch schlimmer. Ich war fassungslos, dass es über fast das gesamte Buch ging. Nicht nur Evan Hansen, sondern auch die anderen Protagonisten verhielten sich unmöglich. Vorher nie Interesse gehabt und nun wird der verstorbene Connor als der wahre Freund betrachtet. Es wird sogar eine Organisation gegründet, was in meinen Augen zu weit geht. Es ist einfach schrecklich, wie naiv, verlogen und respektlos sich alle verhalten. Es geht hier um Selbstmord eines Jungen, der keine Freunde hatte und von allen größtenteils ignoriert wurde. Nach seinem Tod interessieren sich auf einmal alle für ihn. Ich habe es manchmal echt nicht ertragen können und musste Seiten überspringen, nur um all den Lügen aus dem Weg zu gehen. Für mich gibt es einfach nichts Schlimmeres als Lügen. Vielleicht sehe ich das zu eng und übertreibe es, doch es ist ganz einfach meine Meinung. Das Cover gefällt mir ganz gut, ist schlicht gehalten und identisch mit dem Originalcover aus dem Englischen. Doch leider reicht das nicht aus, um es als ein „tolles“ Buch abstempeln zu können. Ich vergebe diesem Buch 2,5/5 Sterne. Ich finde, egal wie gut die Geschichte auch ist, wenn man sich nicht mit den Charakteren identifizieren kann, dann hat das einfach keinen Sinn. Vielen meiner Bloggerfreunden hat das Buch jedoch gefallen, sodass ich einen Blick auf die Leseprobe empfehle.