MissSophi
Es geht um Paul – fast 80 Jahre alt. Paul, der sich und seine schwerstbehinderte Tochter Ela versorgt und lediglich zweimal am Tag von einem Pflegedienst unterstützt wird. In eben jenem Pflegedienst arbeitet Alex, für den Ela mehr ist als ein Job. Also geht es um Paul, Ela und Alex. Pauls Frau Lissy ist bereits verstorben und Paul fällt die tägliche Routine zunehmend schwerer. Er muss vorsichtig sein, denn was wird aus Ela, wenn er z.B. in ein Krankenhaus müsste?! Er bemüht sich alle seine Sinne beisammen zu haben, damit alles seinen Gang gehen kann. Aber er bewohnt ein Mietshaus und die anderen Mitbewohner wollen ihn und seine Tochter loswerden. Er hat die Kündigung schon vorliegen, da fällt ihm ein Versprechen ein, welches er seiner Frau auf dem Sterbebett gegeben hat. In Alex hat er einen Helfer und so bricht die kleine Truppe auf, um das Versprechen einzulösen. Ein heiterer, zeitweilig lustiger Roman, der sich dennoch mit ernsten Themen des Lebens auseinandersetzt. Mit Paul zeichnet Victoria Suffrage einen liebevollen Menschen, der am Ende seines Lebens steht und der doch noch immer die Aufgabe hat, sich um Ela zu kümmern. Er möchte nicht, dass sie in einem Altenheim vor sich hinvegetieren muss. An ihm selbst nagt der Zahn der Zeit und jeder Schritt wird beschwerlich. Die Mitbewohner fühlen sich von Elas Schreiereien belästigt, aber sie kann doch nicht sprechen oder sich sonst artikulieren. Sie stören und müssen weg. Mich hat es sehr bewegt wie Victoria Suffrage es schafft, diese bedrückende und fast hoffnungslose Situation zu schildern, die sicher öfter vorkommen, als man das so denkt, ohne, dass man als Leser erdrückt wird. Immer wieder zaubern die Scherze von Paul einem ein Lächeln auf den Lippen und auch mit Alex ist eine Person von der Partie, die Hoffnung vermittelt. Hoffnung, weil er die Beiden noch als Menschen sieht und um sie besorgt ist. Ein wunderbarer Roman voller unerwarteter Wendungen. Ein Roman, der Menschen, wie Paul und Ela, die Würde erhält. Ein Roman, der voller Tragik ist und den Leser dennoch nicht trübsinnig zurücklässt. Mir persönlich hat er sehr gut gefallen und ich habe alle Charaktere in mein Herz geschlossen. Eine unbedingte Leseempfehlung – weil Paul mein Held geworden ist.