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mabuerele

Posted on 10.7.2020

„...Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Gar nichts, das war das Problem. Denken war nicht in den Entscheidungsprozess involviert gewesen...“ Als Maya sich das fragt, ist es zu spät. Sie hat Phil soeben geküsst. Allerdings ahnt sie nicht im geringsten, dass Phil nicht ihr einziges Problem ist. Blenden wir zurück. Maya und Phil arbeiten in Independence in der gleichen Firma. Sie programmieren Spiele. Ihre Umgebung fragt sich seit langem, wann aus den beiden endlich ein Liebespaar wird. An Knistern ist es nicht zu überbieten. Nur mit dem Reden haben es beide nicht so. Ihren Frust reagiert Maya in den langen Nächten beim Pokern am Computer ab. Dann bekommt sie ein Angebot eines Geldgebers, für ihn an Pokerrunden teilzunehmen. Etwa zur gleichen Zeit wird Phil an die Security ausgeliehen. Die brauchen seine besonderen Fähigkeiten am Computer. Sie sind einer Internetkriminalität auf der Spur. Erneut hat die Autorin eine Geschichte geschrieben, die gekonnt Romantik und Spannung vereint. Natürlich ist der ganze Ort ins Geschehen involviert. Die Wetten bei den Disney Sisters sind legendär und neuerdings per App möglich. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Personen werden gut charakterisiert. Für Maya klingt das so: „...Sie war intelligent, freundlich, warmherzig, schloss leicht Freundschaften und war unglaublich hübsch...“ Leider sah ihr Eigenbild nicht so positiv aus. Phil beschäftigte sich seit kurzem mit Akito. Die Sportart hinterließ die ersten Spuren. Geschickt beschreibt die Autorin, wie die beiden auf die erste Aktivität des anderen warten, umeinander kreisen, ohne wirklich aufeinander zuzugehen und ihre Eifersucht nur schlecht verbergen können. Phil stellt resigniert fest: „...Verstand einer die Frauen. Er wusste nicht, welche Laus ihr über die Leber gelaufen war...“ Bei Maya im Gespräch mit einer Freundin klingt das dann so: „...Wir wissen beide, wie labil Männerseelen sein können...“ Damit die Geschichte endlich vorwärts geht, haben die Disney Sisters eine unschlagbare Idee. Die scheint auch zu funktionieren. Doch dann macht Cole, Phils momentaner Chef, eine bestürzende Entdeckung im Internet. Um Mayas Seelenzustand und ihre widersprüchlichen Gefühle noch deutlicher herauszuarbeiten, verpasst ihr die Autorin ein inneres und gedankliches Monster, das sich immer dann meldet, wenn Maya es am wenigsten gebrauchen kann. „...Das Monster grinste wissend, hielt aber ausnahmsweise die Klappe...“ Die Autorin beherrscht das Spiel mit Worten. Es gibt eine Menge an Sätzen, die ich gern noch zitiert hätte, weil sie zeigen, wie gekonnt und außergewöhnlich manche Situationen beschrieben werden. Eines möge genügen. Maya wird mit schicken Schuhen ausgestattet. Ihr Kommentar: „...Ich trage die Schuhe seit drei Minuten. Drei meiner Zehen sind eingeschlafen. Die anderen sieben wollen eine Petition an Amnesty International senden...“ Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dabei konnte ich gar nicht auf alle Feinheiten eingehen. Es bekommt von ihr eine unbedingte Leseempfehlung.

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