Lara B.
Die Gestaltung Anfangs war ich mir nicht so ganz sicher, was ich von dem Cover halten soll – klar, es sticht hervor mit den Neonfarben und den vielen Gesichtern drauf, aber so richtig konnte ich vor dem Lesen noch nicht den Sinn dahinter erkennen. Wie ihr schon richtig vermutet, sieht das nach dem Lesen aber ganz anders aus, denn „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ beschäftigt sich allen voran mit der Frage nach dem Sein. Und nein, ich rede hier nicht von Shakespeare, sondern vom Protagonisten des Buches, der besser als jeder andere weiß, dass jeder Mensch auf seine Art und Weise individuell ist und dennoch nur einer von vielen. Ich hoffe, ich habe das weitestgehend verständlich erklärt, anders kann ich es nicht in Worte fassen. Im Inneren war ich auch überrascht, keine typischen Kapitel vorzufinden, die der Reihe nach „1. Kapitel“, „2. Kapitel“, etc. heißen. Stattdessen erfahren wir, dass das Buch am 5994. Tag von As Leben beginnt. Von da an wird weitergezählt, Tag für Tag, sodass am Ende so etwas wie eine Art Tagebuch entsteht. So ungefähr stelle ich mir As Notizen vor, die er sich selbst per E-Mail zuschickt, damit er die bisherigen Tage seines Lebens nicht einfach so vergisst – die guten wie die schlechten Dinge. Das einzige, was mich gestört hat, war die Formatierung. Manchem mag daran nichts Irritierendes auffallen, aber ich bin es mittlerweile so sehr gewohnt, dass neue Zeilen innerhalb eines Absatzes etwas eingerückt sind, um dem Leser so ein besseres Bild vom Text zu geben, dass mir das hier schon gefehlt hat. Ich bin auch erstaunlich oft deswegen in den Zeilen verrutscht, aber ich denke mal, das ist einfach eine Gewöhnungssache. Der Erzählstil Mit dem Schreibstil von David Levithan kam ich nicht unbedingt gut klar. Er war sehr gewöhnungsbedürftig für meine Verhältnisse und nicht so ganz das, was ich erwartet hatte. Es kam mir vor, als wäre er nichts Halbes und nichts Ganzes gewesen, wenn ihr versteht, was ich meine. Ansonsten ist das Buch aber sehr anschaulich erzählt, wenn auch kein Fokus auf die Beschreibungen der Umgebung gelegt wird, sondern eher auf die Entwicklung und Persönlichkeit der Charaktere. Die nüchterne und zugleich etwas melancholische Art passte irgendwie zu A als Protagonist, wobei ich da nicht allzu viel zu sagen kann – dazu aber mehr in dem Punkt „Charaktere“. Am meisten gestört hat mich, dass A sogar schon im Klappentext als männlich bezeichnet wird, obwohl es doch gerade das ist, was in dem Buch vermieden werden sollte – zumindest habe ich das so verstanden. Das hat sich meiner Meinung nach etwas mit der Botschaft, die das Buch übermitteln soll, verkantet. Obwohl der Start etwas holprig war, habe ich das Buch dann doch recht schnell in einem Rutsch durchlesen können. Ab Seite 100 ging es ziemlich flott voran und ich hatte nie das Gefühl, dass es übertriebene Längen gab. Die Handlung Zugegeben, die Idee des Buches ist mal etwas ganz Anderes, das ich so noch nicht gekannt habe. Allein für diese Idee gibt es schon mal ganz eindeutig Pluspunkte – leider nicht für die Umsetzung, denn die hatte trotz vieler sozialkritischer Aspekte noch Luft nach oben. Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie ich anfangen soll, weshalb ich einfach beim ersten Aspekt beginne, der mir einfällt, und zwar, dass sich bei mir während des Lesens einfach keine Spannung einstellen wollte. Ich weiß nicht, woran es lag – vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt, in dem ich das Buch gelesen habe. Auf jeden Fall hatte ich während des Lesens weder Herzrasen, noch Neugierde. Ich habe einfach nur weitergelesen … damit ich das Buch beende. Irgendwie war es mir gleichgültig, ob ich jetzt einfach weiterlese oder abbreche und stattdessen ein anderes Buch anfange. Tatsächlich soll das Buch ja unter anderem die Botschaft vermitteln, dass Klischees in den wenigsten Fällen der Wahrheit entsprechen und es immer noch etwas Anderes gibt, das dahintersteckt. Na ja, zumindest bei der Namenswahl einiger Charaktere hat der Autor hier jedoch wieder in der Stereotypen-Box rumgekramt, denn wenn die fiesen Schulschönheiten Cynthia und Vanessa heißen, klingt das schon ziemlich einfallslos. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen die Namen Cynthia und Vanessa, um Gottes Willen! Aber wenn in einem meiner Bücher beispielsweise eine Chantal vorkommt, dann mache ich sie doch nicht direkt zu dem dummen Mädchen, sondern versuche, mit diesen Vorurteilen und Klischees abzuräumen. Ansonsten muss ich zugeben, dass die Geschichte trotz dieses offensichtlichen Fantasy-Aspekts, dass A jeden Tag quasi zu Besuch in einem anderen Körper ist, sehr realitätsbezogen dargestellt wurde. Die angesprochenen Themen wie bspw. Sexualität wurden feinfühlig und verständlich eingebaut, sodass das Buch zwar einen Einblick gibt, es aber letztlich am Leser selbst ist, sich ein Urteil oder eben kein Urteil darüber zu bilden und sich mit diesen Thematiken auseinanderzusetzen. Das Ende kam für mich überraschend, da es offen war. Das wiederum hat mich aber auch ein bisschen enttäuscht, weil ich generell nicht so auf offene Enden stehe. Na ja, da driften die Meinungen aber bekanntlich auch auseinander. Die Charaktere Leider konnte ich mich das ganze Buch über nie so richtig mit A identifizieren oder ihn richtig kennenlernen. Da er immer einen anderen Körper hatte, konnte ich mir schlecht ein Bild von ihm machen, aber für mich wirkte er einfach immer männlich – schließlich wird er mehrmals im Buch deutlich als „er“ bezeichnet. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich ihn nicht so richtig mochte, denn auch seine Vergangenheit wirkte für mich irgendwie nicht vereinbar mit seiner Charakterentwicklung. Da gab es zu viele Lücken und zu viele Fragen, die nicht beantwortet wurden. Dafür konnte ich Rhiannon aber von Anfang an wirklich nachvollziehen und mich mit ihr anfreunden. Sie wirkte auf mich sehr sympathisch und hat mich stellenweise sehr an mich selbst erinnert, und ich glaube, dass die Probleme, mit denen sie und A sich gemeinsam auseinandersetzen, sehr realistisch waren und sie vor Allem auch sehr authentisch gehandelt hat. Da A jedoch jeden Tag in einem anderen Körper verbracht hat, habe ich relativ schnell den Überblick über all die anderen Charaktere, die zeitweise zu seinem Leben gehörten, verloren. Sie wurden einfach nebensächlich und es hat mich gestört, dass A immer wieder in das Muster zurückgefallen ist, dass es nur um ihn und Rhiannon ginge anstatt um die Menschen um sie herum. Klar, ein bisschen Egoismus ist nicht schlecht und sollte auf jeden Fall vorhanden sein, aber das war mir dann doch ein bisschen too much. Fazit Alles in allem ist „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ein sehr realitätsbezogenes Buch, das zum Nachdenken anregt und dafür sorgt, dass man sich mit einigen Themen stärker auseinandersetzt. Außerdem hat es eine wichtige Message, die man sich zu Herzen nehmen sollte: Letztendlich geht es weder um Äußerlichkeiten, noch um Sexualität oder Religion, denn in der Liebe zählen die inneren Werte.