lisbeth76
Eine meiner nicht geheimen Leidenschaften gilt den Thrillern mit wissenschaftlichen Themen. Ich interessiere mich total für Geschichten in denen es z.B. um Viren, ABC-Waffen und Umweltthemen geht. 42 Grad von Wolf Harlander passt da gerade recht in mein Beuteschema, hier geht es um die Verknappung von Wasser und die Folgen für Deutschland. Wochenlang herrschen Temperaturen von weit über 30 Grad und an den letzten Regen kann sich kaum jemand erinnern. Flüsse schrumpfen zu Rinnsale, aus den Leitungen kommt nur noch stundenweise Wasser und schließlich entbrennt ein Kampf um das begehrte Element. Die Preise für Trinkwasser schnellen in die Höhe, eiskalte Geschäftemacher wollen sich an der Not der Menschen bereichern und schließlich schieben sich Flüchtlingsströme verzweifelt in Richtung der letzten Vorräte. Von den ersten Seiten an weiß man als Leser, dass hinter dem Wassermangel mehr steckt als der bloße Klimawandel. Es geht um Umweltaktivisten, aber auch um die bösen Machenschaften von weit höherer Stelle. Die IT-Spezialistin Elsa Forsberg aus Kopenhagen und der Hydrologiestudent Julius Denner stoßen auf verwirrende und beängstigende Daten die darauf hin deuten, dass sich die Krise noch verschärfen wird. Doch als Elsa mit ihren Befürchtungen an die Öffentlichkeit geht, da ihr bei einer wichtigen, international tätigen Behörde für Notfallmaßnahmen niemand zu glauben scheint, landet sie auf einer europaweiten Fahndungsliste und muss untertauchen. Nur versteckt und mit Hilfe von Julius kann sie weiter ermitteln. Gleichzeitig reist der Wassertechniker Noah Luethy von einem Wasserwerk zum nächsten um Probleme mit dem Netz zu lösen. Dabei wird er fast zum Opfer eines Mordanschlags und kann im Gegensatz zu einigen Arbeitern in den Werken im letzten Moment gerettet werden. Bald kreuzen sich die Wege der Drei und gemeinsam versuchen sie das BKA bei ihren Untersuchungen zu unterstützen. Ein aktuelles Thema, der Klimawandel kombiniert mit dem Streben nach Macht und Gruppen von Umweltaktivisten. 42 Grad hat mich sehr an den Sommer 2018 denken lassen, in dem es monatelang sehr warm und vor allem trocken war. Wasser kam zwar genug aus den Leitungen, aber auch damals haben die Bauern um ihre Ernten gezittert, der Pegel der Flüsse ist gesunken und viele Menschen wurden Opfer der Hitze. Einen Schritt weiter geht Wolf Harlander, in seinem Buch sitzen die Menschen tatsächlich auf dem Trockenen und merken schnell, dass so etwas Selbstverständliches wie Wasser plötzlich zu einem kostbaren Gut wird. Dramatisch und beängstigend beschreibt er die Flüchtlingsströme in Richtung Süden, die Ablehnung der Menschen dort, die den Rest Wasser für sich beanspruchen, Aggressionen und Gewalt und vor allem die Verzweiflung einer Mutter, die irgendwie ihre kleinen Kinder retten möchte. Unterhaltsam war dieses Szenario über weite Strecken, leider habe ich es aber auch immer wieder als oberflächlich und abgehackt empfunden. Die Figuren sind in meinen Augen dabei sehr flach geblieben und werden von einem Schauplatz in den nächsten geschmissen. Nach Beenden des Buches denke ich, dass der Inhalt dieser Geschichte gereicht hätte, um eine mindestens zehnteilige Serie daraus zu drehen. Vielleicht würde die Thematik in dem Format etwas besser funktionieren. Drei Punkte gibt es für Spannung und die Tatsache, dass ich auch als Laie jederzeit dem Geschehen und den Erklärungen folgen konnte. Zwei Punkte Abzug für die oberflächliche Abhandlung und das farblos bleiben der Protagonisten.