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Kiran Mendelson hat sich beim BKA eigentlich in den Bürodienst versetzen lassen. Als Profiler und Kollege wird er jedoch so geschätzt, dass er bei einem spektakulären Fall wieder ins Feld gerufen wird: Der Industriemagnat Friedrich Lautenschläger wurde brutal verprügelt und dann ermordet; vom Täter fehlt bislang jede Spur. Für Kiran und seinen Kollegen Bolko beginnt ein Spießrutenlauf zwischen Wirtschaftshaien und der russischen Mafia. Das Cover ist zwar sehr einfach gestaltet, jedoch finde ich es dem Inhalt des Buches angemessen. Der aufragende Fernsehturm ist in meinen Augen eine Metapher für die berühmte Nadel im Heuhaufen, die manchmal eben doch größer ist als man vermutet. Das Buch steigt direkt mit dem Mordfall Lautenschlager ein, das finde ich schonmal sehr gut, so wird gleich eine gewisse Grundspannung aufgebaut! Die Charaktere fand ich eigentlich alle relativ Interessant, wobei sich mir schon relativ früh erschlossen hat, wer bei diesen Ermittlungen auf welcher Seite steht. Einen wirklichen Spannungsbogen gab es in der Geschichte nicht, viel mehr baute sich die Spannung auf den ersten paar Seiten auf und hielt dann bis zum Ende. Nur leider war das nicht die Art von Spannung, die ich in einem Thriller gerne haben möchte. Es wurde zwar nie langweilig, dafür aber oft sehr langatmig, sodass ich oft den Faden verlor. Schwierig fand ich auch die vielen wirtschaftlichen Begriffe und Zusammenhänge. Natürlich sind die bei einem Wirtschaftsthriller unverzichtbar, aber ich hätte mich schon über die ein oder andere Begriffserklärung gewünscht. So viel spezifisches Fachwissen stellt für Leute, die aus einer anderen Branche kommen, wie auch ich, eine Barriere dar; könnte ich mir vorstellen, so erging es jedenfalls mir. Ich musste ununterbrochen konzentriert bleiben, damit ich nichts verpasse, was von Bedeutung sein könnte. An sich finde ich, macht diese hohe Konzentration das Lesen eines Thrillers aus, in Kombination mit dem Fachwissen fand ich das aber eher anstrengend, Die Handlung an sich hat mir relativ gut gefallen, da war für jedes Verbrecherherz was dabei: vom Kredithai bis hin zum Mafioso. Viele Szenen sind sehr ausführlich und detailliert beschrieben, das hat mir auch gefallen, ebenso wie die zahlreichen geschichtlichen Einwürfe über die DDR. Ich fand nur etwas schade, dass sich relativ am Anfang schon die Fronten abgezeichnet haben, sodass am Ende der Überraschungseffekt beim Täter eher ausblieb. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, auch wenn mich die zahlreichen "er empfahl sich", "ich habe mich empfohlen" mit der Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen sind, das sagt doch heute niemand mehr, oder? Aber das war nur ein kleiner Schönheitsfehler, viel Einfluss hat er nicht auf diese Bewertung gehabt. Fazit: Ein netter Thriller, allerdings nichts für die leichte Lektüre zwischendurch, da oft sehr komplexe Handlungsstränge der vollen Konzentration bedürfen. Dennoch lesenswert.