Profilbild von thepowerofpages

thepowerofpages

Posted on 9.7.2020

Anna lebt mit ihren Eltern im zerstörten Berlin. Es gibt kaum noch Essen und Strom und jeden Abend wird eine Ausgangssperre verhängt. Dennoch wagen sich Anna und ihre Freunde Luki und Santje jeden Tag in die Stadt um Lebensmittel zu besorgen. Als irgendwann Ben in ihr Leben tritt, entdeckt sie eine Welt, die sie vorher noch nicht gekannt hatte; eine Welt zwischen Mädchenheimen, Tunnelmenschen, Liebe und Verrat.  Das Cover lässt schon eine Dystopie vermuten. Das Farbenspiel mit der verwischten Skyline von Berlin und dem Mädchen, das auf die Stadt schaut haben für mich etwas trauriges, Aber es hat auf jeden Fall die Stimmung des Buches gut eingefangen.  Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, die leider im Verlauf der Lektüre ein wenig gedämpft wurden.  Die erste Zeit in Berlin hat mir überhaupt nicht gefallen. Das alles war mir zu brutal, zu kalt, selbst wenn das dazu dienen sollte diese dystopische Situation herzustellen, ich kam nicht so gut rein,  Auch später ist es mir ziemlich schwer gefallen in das Buch zu finden, nicht zuletzt wegen dem, für mich, schwierigen Schreibstil. Dabei war er nicht zu anspruchsvoll, dafür aber sehr abgehackt und in meinen Augen dadurch sehr anstrengend. Über einige Wörter, wie z.B. "finalbescheuert", bin ich auch immerwieder gestolpert, aber das soll nun wirklich nicht in meine Bewertung einfließen.  Die Handlung begann ein wenig an Spannung und Fahrt zu gewinnen, als Anna die Zeit im Mädchenheim durchlebt. Das hat mich ein wenig an Anais im Panoptikum aus "Das Mädchen mit dem Haifischherz" erinnert.  Ich fand es sehr emotional wie Anna darauf reagiert hat, als dann auf einmal Santje dort auftaucht, dieser Wille ihre kleine "Schwester" zu beschützen wurde schön dargestellt.  Auch die Flucht aus dem Mädchenheim hat mir schon etwas besser gefallen, da kam endlich mal ein wenig Schwung in die Handlung, da ging es ums nackte Überleben.  Was mir sehr gut gefallen hat war die Idee des ganzen Buches. Man wird ja in den Nachrichten tagtäglich von solchen Katastrophen bombardiert, meint aber dennoch, das sowas ja nur anderen passieren könne. Nana Rademacher hat hier eine Situation konstruiert, in der auch Deutschland von so einer Katastrophe heimgesucht wird, und zwar in einer gar nicht so fernen Zukunft.  An der Umsetzung hat es in meinen Augen dann aber leider, wie gesagt, grade am Anfang ein wenig gehapert.  Zu den Charakteren habe ich auch gemischte Gefühle...Anna finde ich sehr stark, aber auch unglaublich naiv und Ben finde ich sehr nervig mit seiner Geheimnistuerei, auch wenn durch diese schließlich ein unerwartetes, aber dennoch würdiges Ende entstanden ist. Ich hatte nicht mit so einem Ausgang der Geschichte gerechnet, jedenfalls nicht vollständig, war aber positiv überrascht.  Dafür bekommt das Buch von mir den dritten Stern.  Fazit:  Eine Dystopie mit einer starken Idee, bei der es leider an der Umsetzung mangelt. Im Großen und Ganzen ein nettes Buch für zwischendurch, das auf jeden Fall zum Denken anregt!

zurück nach oben