thepowerofpages
Ray lebt in New York und versucht dort als Alleinunterhalter Fuß zu fassen. Dies soll der Leser jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt interessieren, denn bis dahin erzählt er die Geschichte seines Großvaters, der schon früh lernen musste sich durchzuschlagen.Parallel dazu erzählt Elena ihre eigene Geschichte vom anderen Ende der Welt: dem Donaudelta in Rumänien. Auf spektakuläre Weise kreuzen sich die Wege dieser beiden Menschen, die so unterschiedlich und doch so gleich sind. Mir gefällt das Buchcover sehr gut! Das kleine Fischerboot mit dem Kormoran, dem Wahrzeichen des Donaudeltas und dem einsamen Fischer haben etwas sehr melancholisches und berührendes. Der Blick gerichtet auf die Skyline von New York stellt für mich ein wenig das Greifen nach dem American Dream dar. Auch die blau- und beige Töne gefallen mir, das harmoniert sehr gut! Ich hätte wirklich mit viel gerechnet, aber nicht mit einem Buch, das so viel Gefühl beinhaltet, dass mir teilweise der Atem stockte. Die Erzählweise gefällt mir sehr gut, auch wenn ich sonst nicht so ein Fan von parallel laufenden Handlungssträngen bin, denn da verliert man schnell den Faden. Diese beiden Geschichten passen komischerweise aber so gut zusammen, dass ich keine Probleme hatte der Handlung zu folgen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Szenen in New York immer etwas sehr brutales und schweres hatten, während die Szenen im Donaudelta eher seicht waren. Dennoch habe ich diese nicht als weniger spannend empfunden. Die Charaktere haben mich auch erreicht. Dabei spreche ich von viel mehr als nur Elena und Ray. Ich rede hier von so ziemlich jedem, der in der Geschichte mal vorkommt: Herschel, Berl, Tanti Maria, Vanea und so weiter. Sie alle hatten Charakterzüge, die mir unglaublich nah gegangen sind und die ich auch nach der Lektüre nicht einfach vergessen konnte. Generell muss ich sagen, dass mich dieses Buch sehr zum Nachdenken bewegt hat. Nicht zuletzt, da Tod und Einsamkeit eine tragende Rolle spielen. Beide zählen nicht unbedingt zu meinen Lieblingsthemen und dennoch hat es der Autor geschafft, dass ich mich als Leser nicht unwohl fühle. Die Liebesgeschichte von Ray und Elena hat mir auch gefallen; nicht zu aufdringlich, dennoch wahnsinnig romantisch und melancholisch. Allerdings wurde sie für meinen Geschmack ein wenig zu schnell abgehandelt. Ich hätte mir an dieser Stelle vielleicht ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Hier und da fand ich die Geschichte von Elena, grade gegen Ende, ein wenig blass im Vergleich zu Rays, aber immer nur Spannung und Action kann wohl auch nicht sein. Der Schreibstil rundet das Buch in meinen Augen ab: mal sanft, dann wieder hart, fast schon fordernd, sodass man immer auf Zack bleibt und gar keine Chance bekommt sich zu langweilen. Schließlich noch zu den Handlungsorten: die Beschreibungen der Handlungsorte fand ich beide sehr anschaulich, Ich kenne sowohl New York, als auch das Donaudelta gut (letzteres wahrscheinlich besser) und konnte mir die beschriebenen Orte sehr gut bildlich vorstellen! Auch die kleinen Ausflüge in den rumänischen Aberglauben und die Jüdische Kultur, bzw. die Sitten der Metropolis im 19. und 20. Jahrhundert haben mir sehr gut gefallen, man lernt eben nie aus! Fazit: Dieses Buch hat mich auf so viele Arten inspiriert und bereichert, sodass es für mich bereits jetzt zu einem Lesehighlight in diesem Jahr geworden ist. Sprachlich absolut überzeugend mit zwei Geschichten, die so unterschiedlich und doch auf vielen Ebenen so gleich sind!