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literaturbegeistert

Posted on 8.7.2020

Ich hätte nicht gedacht, dass mich „Iphigenie auf Tauris“ bei einem zweiten Lesen doch noch so beeindrucken kann. Und obwohl die Versstruktur auf dem ersten Blick immer noch etwas fremd erscheint, empfand ich es als ein wirkliches Lesevergnügen dieses sehr vielfältige Drama von Johann Wolfgang von Goethe erneut zu lesen. Dabei erschien mir Iphigenie als Protagonistin sehr emanzipiert und feministisch in ihrer Denkweise. Die Aktualität des Dramas in Bezug auf die Themen Rassismus, Humanität und Feminismus hat mich schlichtweg beeindruckt. Zum einen rückt die interkulturelle Perspektive der beiden Instanzen der Griechen (Europäer) und Barbaren (Nicht-Europäer) in den Vordergrund. Es wird ganz klar deutlich, dass zwar Wahrheit, Tugend und Humanität auf Seiten Iphigenies eine große Rolle spielt, aber dennoch eine Unterscheidung gemacht wird, wer diese Werte erhalten darf. Hier wird ein ganz klarer Fall von Rassismus deutlich. Andererseits zeigt sich Iphigenie als sehr emanzipiert, da sie sich keinem Mann unterordnen möchte und eine kinderlose Zukunft einer ehelichen vorzieht. Für mich ist dieses Buch bisher mein Liebstes von Johann Wolfgang von Goethe und auch heute noch definitiv empfehlenswert!

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