Helen
Die Grundstory des Buches hat mir sehr gut gefallen, weil es nicht so typisch und mainstream ist. Clem hat durch einen Unfall ihr Gedächtnis verloren und steht dadurch mit ihrem Leben auf Null. Ihre Einstellung, die Neugier und das Interesse an ihrem alten Leben in Kombination mit dem Willen das zu tun, was sich jetzt richtig anfühlt, hat sie anfangs sehr sympathisch gemacht. Es war spannend zu lesen, wie sie viele Dinge neu erlebt und nochmal zum ersten mal sieht. Allerdings kam es mir immer wieder seltsam vor, dass sie von ihrem früheren Ich in der dritten Person gesprochen hat. Ein weiterer Punkt, der mich an CIem gestört hat, war ihre Schwärmerei für Ed. Ich stimme vollkommen zu, dass er ein toller Kerl ist, aber bei ihr hat das vor allen am Anfang, als sie ihn praktisch noch nicht kannte, eher sexualisiert gewirkt. Durch den Unfall hat Clem keinen Filter mehr, der ihre Gedanken sortiert bevor sie spricht, dadurch sagt sie einfach alles, was mir gut gefallen hat, weil sie irgendwie echt und roh gewirkt hat. Ed mochte ich am meisten von den Charakteren, weil er trotz seines harten Äußeren sanft, freundlich und hilfsbereit ist. Er hat Clem nicht beim ersten Treffen alles verziehen, was sie vor den Unfall getan hat, was in meinen Augen vollkommen unangebracht gewesen wäre. Mich hat seine widerstrebend fürsorgliche Art überzeugt und sein ganzes Verhalten danach war noch Bonus, genau wie sein Hund, den ich auch grandios fand. Clems Schwester Frances dagegen war mir unsympathisch. Sie hat Clem eine Welt und Realität gezeigt, wie sie sie haben wollte und für mein Verständnis wenig auf die Bedürfnisse ihrer Schwester gegeben. Ihr sonstiges Umfeld, genau wie die Jobs der beiden, haben mir sehr zugesagt. Ihre Arbeit im Buchladen lässt das Herz jedes Booknerds höher schlagen und ich persönlich bin einfach Fan von Tattoos und damit auch irgendwie von Tätowierern. Die Story hält mit Clems Vergangenheit und dem Überfall einen spannenden Sideplot bereit. Allerdings war die Auflösung dessen nicht wirklich überraschend, dafür aber passend und hat alles schön zusammengefügt. Generell hat mir das Buch gegen Ende gut gefallen, weil Ed und Clem ehrlich zueinander waren und offen miteinander gesprochen haben. Der größte Kritikpunkt in meinen Augen ist der Schreibstil. Er ist sehr sachlich und distanziert. Anfangs fand ich das passend für Clems Situation, aber im Laufe des Buches wurde es zunehmend anstrengend. Dadurch hatte ich auch das Gefühl nicht so gut in die Geschichte hineinzufinden und mit den Charakteren nicht warm zu werden. Wenn etwas erzählt wird - meistens Situationen vor dem Unfall - wurde das im Präteritum wiedergegeben. Ob das grammatikalisch richtig ist oder nicht stelle ich hinten an, weil es mich total genervt hat und den Lesefluss gestört hat. Denn ganz ehrlich benutzt doch kaum jemand das Prateritum in einer Unterhaltung. Schriftlich ja, aber nicht bei einem Gespräch Face-to-Face. Das kann an der Übersetzung liegen oder am Original, ich kann nur sagen, dass es mich beim Lesen gestört hat. Das Buch bekommt von mir 2,5 bis 3 Sterne, weil ich die Grundidee zwar mag, die Umsetzung mich aber teilweise cher gelangweilt oder genervt hat.