sommerlese
Anna ist seit fünf Jahren von Max getrennt und die gemeinsamen Töchter sollen die Ferien bei ihm verbringen. Sie möchte nach Amrum fahren und dort Jan, ihre unvergessene Jugendliebe wiedersehen. Also packt sie den VW-Bus und will die Mädchen bei Max abliefern. Doch dann meldet sich überraschend ihre Mutter, zu ihr besteht sein 18 Jahren kein Kontakt mehr. Es kommt wie es kommen muss, Anna sitzt am Ende mit ihren Töchtern und Max im Bus und die Mädchen lernen endlich ihre Oma kennen. Dieser Roman erzählt von einer sommerlich anmutenden Fahrt an die See. Doch der Urlaub steht nicht an vorderster Stelle. Es geht mehr um das gelebte Leben, um Gefühle und die vertanen Chancen im Leben. Wir lernen eine Familie kennen, die nur noch wenig Kontakt zueinander pflegt. Anna lebt mit ihren Töchtern Nelly und Sophie in München. Sie bekommt eine Nachricht von Frieda, die an Demenz erkrankt ist und ihre Enkelkinder noch nie gesehen hat. Vater Max, kann durch die Trennung von Anna das Aufwachsen seiner Töchter nur sporadisch verfolgen und beschliesst, Anna auf ihrer Fahrt zu Frieda zu begleiten. Dabei möchte Anna in erster Linie ihre Jugendliebe Jan wiedersehen, die Gefühle zu ihm lassen sie einfach nicht los und sie will sehen, was aus ihm geworden ist und ob sie wohl noch etwas für ihn empfindet, wenn sie sich treffen. Katharina Herzog schreibt diesen Sommerroman sehr locker und flüssig und es wird zwar manchmal z. B. durch die Thematik Demenz sehr ernst, aber im Ganzen wirkt der Roman eher positiv und unterhaltsam. Man ist schnell in die Familienverhältnisse eingeweiht und fühlt mit den Charakteren mit. Das bewirken besonders die häufigen Perspektivwechsel der unterschiedlichen Charaktere, man begleitet so die Gedanken und Gefühle der Figuren und versteht ihre inneren Beweggründe sehr gut. Man kann sich in die jeweiligen Figuren perfekt hineinversetzen und fühlt sich fast wie ein Teil der Famile. In dieser Familie gibt es eine Grundsitutation, die mich von Anfang an gestört hat. 18 Jahre gab es keinen persönlichen Kontakt zwischen Anna und ihrer Mutter Frieda. Das kann ich gar nicht nachvollziehen, wie kann man die Kinder der Großmutter so vorenthalten? Dabei lag gar kein wirklich triftiger Grund vor. Anna wollte nur nicht auf dem elterlichen Hof verbleiben und ging zum Studium weg. Doch dieses späte Wiedersehen brachte ihr die Erkenntnis, dass ihre Mutter durch die sich ausbreitende Demenz ihre Hilfe und Nähe benötigt. Der gemeinsame Urlaub an der See erfolgt zwar mit einigen Überraschungen, aber die Familie wächst dadurch wieder näher zusammen. Mich haben besonders die Gedanken und Bemerkungen Friedas sehr berührt. In manchen Situationen wird ihr ihre Krankheit bewusst und ihre Äußerungen gehen mir tief unter die Haut. Es gibt ein Ende, soviel kann ich schon verraten, bei dem Frieda ihrer Tochter sozusagen das Glück zurückbringt. Allgemein kann man sagen, hier geht es um Nachsicht, Rücksicht und eine Familie, die sich durch die Reise erst wieder neu kennen lernt. "Immer wieder im Sommer" ist ein emotionaler Familienroman, der mich berührt hat und deutlich macht, welchen hohen Stellenwert die Familie doch im Leben von jedem einzelnen einnimmt.