Matzbach
Lange habe ich auf einen neuen Roman von Eco gewartet. Und ja, im Großen und Ganzen hat sich das gelohnt. Nach den drei letzten, eher enttäuschenden Romanen endlich wieder ein Meisterwerk. Eco erzählt die Geschichte des 19. Jahrhunderts neu aus der Sicht des Intriganten Simonini, so ziemlich der einzigen fiktiven Gestalt im Buch. Immer ist er mitten im Geschehen, sei es bei der Erorberung Siziliens durch Garibaldi, sei es beim Aufstand der Pariser Kommune nach dem deutsch-französischen Krieg 1870, sei es bei der Konstruktion der "Protokolle der Weisen von Zion". Die Liste seiner Schandtaten und Fälschungen ist lang, fast schon zu lang, um glaubwürdig zu sein, dafür den Stern Abzug. Hier wäre weniger mehr gewesen. Deutlich wird, wie gern und bereitwillig sich ein sensationslüsternes Publikum in Verschwörungstheorien verwickeln lässt, die Wahrheit ist ja oft nur langweilig. Gerade in Zeiten von Corona, in denen ja nun weiß Gott (zu) viele davon in Umlauf sind, empfiehlt sich eine erneute Lektüre dieses Romans.