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auserlesenes

Posted on 7.7.2020

Psychotherapeuten haben einen lockeren Job: Sie lassen ihre Patienten auf dem Sofa liegen und quatschen und müssen dazu nur immerzu nicken und „Mhm“ murmeln. Doch stimmt dieses Klischee tatsächlich? Und was passiert wirklich während einer Sitzung? Psychotherapeutin und Bloggerin Lena Kuhlmann räumt nicht nur auf unterhaltsame Weise mit solchen und weiteren Vorurteilen rund um ihren Job auf. Sie klärt auch über Depressionen, Panikattacken, Essstörungen und andere psychische Erkrankungen auf. Außerdem gibt sie praktische Tipps. „Psyche? Hat doch jeder! Vom Hin und Her zwischen Herz und Hirn“ von Lena Kuhlmann ist ein interessantes Sachbuch. Meine Meinung: Das Buch besteht im Wesentlichen aus einem Vorwort, einem Nachwort und vier Teilen. Letztere beschäftigen sich mit der Krankheitslehre der Therapeuten, Freuds Theorien, Psychopharmaka, den unterschiedlichen Arten von Erkrankungen, der Ausbildung und täglichen Arbeit eines Therapeuten, zahlreichen Tipps und Hinweisen sowie einigen anderen Dingen mehr. Der Aufbau ist gut strukturiert und durchdacht. Trotz des ernsten Themas ist der Schreibstil locker und ähnelt einem angenehmen Plauderton. Auch kompliziertere Sachverhalte werden verständlich formuliert und gut erklärt. Ich konnte den Ausführungen prima folgen und habe mich beim Lesen weder über- noch unterfordert gefühlt. Positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin immer wieder Fallbeispiele und persönliche Anekdoten einbaut. Dadurch werden die Erklärungen nicht nur anschaulicher, sondern auch unterhaltsam. Selbst für Laien sind die Passagen einfach nachzuvollziehen. Obwohl die Autorin an mehreren Stellen vieles zusammenfassen muss und wenig Platz für Details hat, bleiben ihre Ausführungen fachlich korrekt und werden nicht zu stark vereinfacht wiedergegeben. Dabei bietet sie einen guten Überblick über das Themenfeld. Lediglich zum Punkt Ausbildung hatte ich noch weitreichendere Infos erwartet. Gut gefallen hat mir darüber hinaus, dass der Autorin daran gelegen ist, ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von psychischen Krankheiten zu setzen. Zudem nutzt sie die Gelegenheit, um Kritik am Gesundheitssystem zu äußern und vieles in den Kontext einzuordnen. Lobenswert sind auch das umfangreiche Literaturverzeichnis sowie eine Liste mit weiterführenden Büchern, Filmen und Weblinks am Ende des Sachbuches. Sie bieten Orientierung für zusätzliche Infos. Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt meiner Ansicht nach sehr gut zum Inhalt. Auch den Titel finde ich treffend gewählt. Mein Fazit: „Psyche? Hat doch jeder!“ von Lena Kuhlmann ist ein gelungenes Sachbuch, das über psychische Krankheiten, aber vor allem die Arbeit eines Therapeuten aufklärt. Eine informative Lektüre, die ich nicht nur Betroffenen und ihren Angehörigen empfehlen kann.

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