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sommerlese

Posted on 6.7.2020

Der Roman "Wie sagt man ich liebe dich" von Claudia Winter erscheint im Goldmann Verlag. Die gehörlose Kunststudentin Maelys hat ein Stipendium und lebt in Paris bei ihrer Tante Valérie. Als die sich den Arm bricht, muss Maelys Geld verdienen und zeichnet Porträts von Touristen auf dem Montmartre und arbeitet als Tellerwäscherin. Das verschafft ihr eine nötige Pause im Studium, bei dem sie wegen ihrer Gehörlosigkeit an ihre Grenzen stösst. Das unerwartete Angebot des jungen Portugiesen António, sie soll in Portugal seinen Großvater porträtieren, kann sie nicht ausschlagen, es wird das größte Abenteuer ihres Lebens und führt sie und Valérie auf eine schicksalsträchtige Reise. Diese Geschichte lebt von den Parallelen zwischen Valérie und ihrer Nichte Maelys, sie sind vom Charakter grundverschieden, aber beide verlassen ihre Heimat, um in einer anderen Stadt ihren Weg zu machen und beide begegnen ihrer großen Liebe. Die hübsche Maelys mag ihre Probleme mit ihrer Gehörlosigkeit haben, doch damit besitzt sie auch eine besondere Gabe, denn sie versteht andere Menschen mit den Augen und mit dem Herzen. Und wie ihre Tante lässt sie sich vom Charme Lissabons verzaubern und von António ebenfalls. Es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, die sich durch einen teils poetischen, teils herrlich frischen Erzählstil und einigen lesenswerten Lebensweisheiten aus Claudia Winters Feder wunderbar weglesen lässt. Man ist sofort in der Geschichte gefangen und erlebt das bunte Treiben Lissabons und Paris eindrücklich mit. Neben den wunderschön geschilderten Schauplätzen, kann man auch die typischen Köstlichkeiten entdecken, die in Lisboa aufgetischt werden. Durch die französischen und portugiesischen Aussprüche bekommt die Geschichte eine authentische und urlaubsähnliche Lebendigkeit, die man einfach nur genießen kann. Außerdem steckt genügend Tiefe in der Handlung, um nicht als platter Liebesroman zu erscheinen. Claudia Winter haucht ihren Charakteren dank vielschichtiger Wesenszüge und bildhaft gezeigtem Äußeren regelrecht Leben ein. Man kann sich in die Gefühlswelt der Protagonisten einfühlen und bekommt auch einen Eindruck vom Leben der gehörlosen Maelys. Die Geschichte wirkt authentisch, spannend und wunderschön durch die aufgezeigten Schauplätze. In diese entzückende Liebesgeschichte konnte ich mit all ihren Emotionen versinken und durch den Wechsel der zeitlichen Perspektieven Zeitebenen wurde die Geschichte sehr intensiv und spannend. Besonders die politische Situation unter Salazar und die Nelkenrevolution geben dem Roman die nötige Tiefe, die ihn von einem simplen Liebesroman abhebt. Mit liebevoll gezeichneten Figuren, bildhaften Schauplätzen und interessanten Zeitperspektiven erhält dieser schöne Liebesroman die nötige Tiefe. Ein wundervoller Roman für Herz und Seele!

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