mariekekessler
Meine Meinung: „Alles auf Anfang“ ist der erste Roman von Tomke Bekker. Der Schreibstil der Autorin ist locker, fließend, passt hervorragend zu ihrer Geschichte und ihren Charakteren und lässt einen das Buch in einem Rutsch lesen. Sie verbindet die witzigen, humorvollen Momente gekonnt mit ernsten, schwierigen Szenen und Themen. Die Geschichte ist aus der Sicht der beiden Protagonisten Kai und David geschrieben und lässt einen so nah an den Protagonisten, ihren Gedanken und Gefühlen sein. Ich finde beide Sichtweisen im Buch immer am besten und freue mich, wenn das der Fall ist. Was mir auch sehr gut gefallen hat ist die Angabe des Datums bei jedem Kapitel. Oft muss ich nämlich überlegen welcher Tag gerade im Buch ist oder wieviel Zeit zwischen den Ereignissen vergangen ist. Bei diesem Buch weiß man immer genau wer gerade dran ist (David oder Kai) und welcher Tag und welches Datum in der Geschichte gerade ist. Das Cover finde ich genau passend zur Geschichte des Buches. Es verbindet auf gekonnte Weise mehrere wichtige Momente des Buches und zeigt schon etwas von den Verbindungen der Charaktere zueinander. Für mich ein tolles Cover! Die Protagonisten Kai und David sind ziemlich unterschiedlich in ihrer Art, Beruf und Lebensumstände. Während David ein sehr offener, lebenslustiger Typ ist, der voll in seinem Beruf als Erzieher aufgeht und nach einem Tiefschlag in Bezug Beziehung erstmal auf Spass setzt. Ist Kai sehr schüchtern, hat noch nicht viel Erfahrung in Bezug auf Beziehungen oder Sex mit Männern und versucht nach der Scheidung von seiner Exfrau den Spagat zwischen Vatersein und arbeiten gehen hinzubekommen. Das das alles andere als einfach oder unkompliziert ist, ist klar. Deshalb war es umso so schöner die erste Begegnung von Kai und David zu lesen und zu erleben wie leicht, beschwingt und locker es sein kann. Trotz ihrer Unterschiede und Kais nicht großer Erfahrung, sind David und er direkt auf einer Wellenlänge und es passt für diesen einen Abend einfach alles zwischen ihnen. Es ist ehrlich, leicht, wirkt nicht gezwungen und die Art und Weise wie es sexuell zwischen den beiden läuft ist sehr realistisch und passt genau zu den beiden Charakteren und Kais Erfahrungshorizont. Generell schafft es Tomke Bekker das die Charaktere in ihrem Buch sehr glaubhaft, realistisch und ehrlich sind und auch handeln. Auch Davids Beruf als Erzieher in der Kita, wo Kais kleine Tochter hingeht und wie es dort zugeht zeigt sehr viel Realismus und Gespür für diesen Beruf. Ja es wird sogar öfter mit dem Klischee/ Vorurteil gespielt das oft von „Kindergärtnern“ statt Erziehern gesprochen wird. Ich fand das super, weil es zum Beispiel eine Sache ist, die mich schon immer gestört hat, wenn man „Kindergärtner“ sagt. Besonders gefallen hat mir neben diesem Realismus, der Authentizität, dass die weiblichen Charaktere so „normal“, unaffektiert, unkompliziert, einfach ohne dieses „weibliche Charaktere in einem Gay Romance Buch müssen Zicken und gemein sein“ sind. Gut die Mutter von Kai ist eine ganz eigene Hausnummer und sobald man das Buch liest bekommt anstrengende Mutter eine wirklich gute Bedeutung. Aber diese Mutter fällt für mich eben unter „bestimmte Figur einer Mutter“ und nicht Frauenfigur allgemein. Mütter sind nämlich einfach manchmal nervig und schwierig für die Kinder. Aber Kais Exfrau, die Schwester seiner Exfrau, Davids Kolleginnen oder die Leiterin der Kita, alles Frauencharakter, die logisch, ohne gezicke, oder Attitüde sind und handeln. Sie sind eben ihrem Charakter entsprechend, aber nicht überzogen, klischeehaft oder unglaubwürdig. Nach dem ersten Treffen von Kai und David kommt die Geschichte so richtig ins Rollen und steuert direkt auf das erste Problem zu: David ist der Erzieher von Kais Tochter und David macht sich Sorgen, dass mit der Kleinen was nicht in Ordnung ist und zuhause schlimme Dinge passieren. Tja keine guten Vorraussetzungen für eine Liebesgeschichte denkt man jetzt. Und ja es ist schwierig, es gibt eine Menge Missverständnisse, David war mehr als einmal ein Idiot, weil er einfach ein gebranntes Kind ist aus seiner letzten Beziehung und oft wollte ich Kai und David schütteln und sagen: Hört auf euch wie 15 Jährige zu benehmen. Aber genau diese Missverständnisse, das es eben nicht immer so leicht ist und man nicht einfach eine tolle Nacht mit einem Vater, dessen Kind in deinem Kindergarten ist, haben kann ohne das es komisch ist, machen auch wieder den Realismus und das Gute an dieser Geschichte aus. David und Kai sind teilweise wirklich Idioten, aber sie sind nachvollziehbar, ehrlich und eben so wie sie sind in ihren Dummheiten, Missverständnissen, nicht reden und sich anstellen Phasen und Reaktionen. „Alles auf Anfang“ ist eine sehr ehrliche, realistische, romantische, Geschichte, die auch ernste Themen, Probleme und Schwierigkeiten anspricht. Es ist eine Geschichte, die Spass macht zu lesen. Man freut sich mit den Charakteren, man lacht mit ihnen, leidet mit ihnen, möchte sie schlagen und schütteln, oder auch anderen Charaktere gerne mal den Kopf waschen und am Ende lächelt man und schließt das Buch mit einem guten Gefühl.