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kupfisbuecherkiste

Posted on 2.7.2020

Tony Parsons gehört in der Zwischenzeit zu einem meiner Lieblingsautoren. Er befasst sich mit brandaktuellen Themen, und diese hinterlassen – bei mir jedenfalls – eine Gänsehaut und oft ein etwas ungutes Gefühl im Bauch. Diesmal trifft es Polizeiermittler Max Wolfe besonders hart. Während er seiner Tochter Scout einen neuen Schulrucksack kaufen will, stürzt ein Helikopter in das Einkaufszentrum, in dem er sich befindet. Mit viel Glück überlebt Wolfe. Schnell ist klar, dass es hier sich um einen Terroranschlag handelt. Kurze Zeit später steht Wolfe mit seinen Kollegen vor der Tür derer, die die Polizei als die Verantwortlichen für den böswilligen Terroranschlag sieht. Doch bei dem Polizeieinsatz geht leider einiges schief, und Wolfe sieht sich in der Verantwortung, und muss Rede und Antwort stehen. Gleichzeitig macht ihm seine Ex-Frau Anne zusätzlich das Leben schwer. Erst kümmert sie sich um Scout gar nicht, und auf einmal soll Scout bei Anne leben. Nun muss Wolfe auch für seine Tochter entscheiden, was das Beste für die kleine ist, auch wenn es ihm schwer fällt. Und ausgerechnet dann wird auch noch der Hund von Scout krank. Max Wolfe ist sicherlich kein einfacher Charakter, aber Tony Parsons gibt ihm eine menschliche Nuance, die ihn dann doch sehr sympathisch macht. Er weiß um seine nicht gerade Kinderfreundliche Arbeitszeiten, und dass Scout definitiv eine Mutter fehlt, dennoch versucht er alles unter einen Hut zu bekommen. Sein Job fordert ihn stark, und er muss einerseits seinen Job rechtlich korrekt erfüllen, gleichzeitig darf er seine Kollegen nicht im Stich lassen. Ich denke, hier ist Parsons ein Charakter mit Ecken und Kanten, aber auch mit einem Sinn für Menschlichkeit gelungen. Tony Parsons greift aktuelle Themen auf, und nimmt kein Blatt vor den Mund. Was mir eigentlich tief im Unterbewusstsein klar war, aber mich dennoch schockiert hat, war die Aussage, wieviele Polizisten eigentlich noch benötigt werden, um die ganzen Verdächtigen zu überwachen. Ob die Zahl der 30 Polizisten, die es braucht, um einen Verdächtigen zu überwachen, exakt stimmt, kann ich nicht nachvollziehen. Aber es gibt dennoch einem ein Gefühl davon, wo es fehlt: an Personal. Oft genug hat man sich schon gefragt, wie ein Anschlag verübt werden kann. Hätte man diesen Terroristen nicht früher ausschalten können? Wieso kann dieser fliehen? Auch wenn man bereits viele Verdächtige auf dem Radar hat, wieso kann man diese nicht bereits im Voraus eliminieren? Es fehlt die Grundlage dafür. Es fehlt das Personal dafür. Und genau das spricht Parsons an. Oft genug sind der Polizei die Hände gebunden. Sie würden gern was tun, können es aber nicht, ohne sich selber strafbar zu machen. Sie können beraten, hoffen, und versuchen, auf unschuldig involvierte Personen wie Laylah einzuwirken, und sie durch Gespräche von jeglicher Infiltrierung abzulenken. Und doch reicht es nicht aus. Der Fingerzeig Parsons war deutlich, und doch mahlen die Mühlen der Gesetzes sehr langsam, um hier etwas wirklich zu bewirken. Was ich für mich im Stillen auch gefragt habe, ist, wie man damit umgeht. Sicherlich schimpft man oft genug auf die Behörden, sie hätten schon längst was tun sollen, man hätte dieses und jenes verhindern können. Und manchmal denke ich doch: sie würden so gerne selber was tun, um die eigene Familie, Freunde, und ja auch jeden anderen zu beschützen, und doch sind ihnen die Hände gebunden. Ein Buch, das man gelesen haben sollte. Ein Buch mit erschreckend aktueller Brisanz, aber auch recht emotionaler Ebene, die Tony Parsons gekonnt verbindet

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