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kupfisbuecherkiste

Posted on 2.7.2020

Tony Parsons, für mich persönlich im Moment DER Krimiautor. Seine Bücher verschlinge ich regelrecht, und nütze jede freie Minute, seine Bücher zu lesen, auch wenn ich die eigentliche Reihenfolge des Erscheinungsdatums der Bücher nicht einhalte. Aber das Gute an seinen Büchern: auch wenn die Geschichte von Hauptermittler Max Wolfe doch sich fortlaufend durch die einzelnen Bände zieht, ist jeder Fall in sich abgeschlossen. Sicherlich entwickeln sich das Ermittlerteam und die Familie um Wolfe weiter, und es wird sich auf einen Fall in einem vorherigen Buch erinnert, ist aber für die aktuellen Geschichten nicht erforderlich, dass man Bescheid weiß. Das gefällt mir sehr gut, dass man diese Bücher unabhängig von einander lesen kann. Tony Parsons ist bekannt dafür, dass er aktuelle Themen aufgreift. Im aktuellen Fall übt der Autor Kritik am Rechtssystem. Oft genug fragt man nach dem Sinn der Bestrafungen. Während Kinderschänder, Mörder oder Drogendealer mit einem Hieb auf die Finger davon kommen, fühlt sich die Strafe gegenüber kleineren Strafen doch recht hoch an. Viele Menschen ärgern sich über dieses Verhältnis, und wollen doch eine andere Gerechtigkeit. Gerade Familienangehörige zweifeln an der Gerechtigkeit der Strafen, und prangern die Justiz und die Polizei an, sich schützend vor die Verbrecher zu stellen. Max Wolfe muss sich diesem Vorwurf stellen. Ein Kinderschänder, ein Unfallverursacher, der durch Unaufmerksamkeit ein Kind überfährt, und ein Hassprediger werden im Untergrund Londons auf grausamste Weise erhängt. Die Hinrichtung wird live im Internet übertragen, der Ort der Hinrichtung ist altbekannt. Denn im Untergrund Londons gibt es genügend Verstecke und Geisterbahnhöfe, die vom „Club der Henker“, eine Bürgerwehr, genützt werden können, um die Rache auszuführen, die die Justiz und die Polizei nicht ausreichend auszuführen scheint. Während Wolfe sich selber bald dem Vorwurf stellen muss, sich schützend vor die Verbrecher zu stellen, und sie nicht genügend bestraft zu haben, gerät er sogar selber in den Fokus des Club der Henker. Ob er sich retten kann, bleibt die offene Frage! Auch in diesem Buch hat mir die Mischung wieder sehr gut gefallen. Einerseits rückt Parsons seine Ermittler wieder ins private Licht: Wolfes Polizeichefin muss erleben, dass die aktuelle Gesetzteslage nicht mal vor der Polizei halt macht, fehlende Gerechtigkeit auszuüben. Ihr Sohn wird in einer Disko schwer verletzt und erblindet, der Täter wird nicht zur Verantwortung gezogen. Andererseits wird auch die Polizeiarbeit wieder erklärt: Selbst die Polizei zweifelt oft genug an der Richtigkeit der Gesetzeslage, und muss sich sogar selber der Frage der Selbstjustiz stellen. Ebenso noch ein für mich wesentlicher und toller Fakt: Parsons hat sich geschichtlich inspirieren lassen. In London gibt es einen sehr großen Untergrund mit sehr vielen stillgelegten Bahnhöfen. Auch die Richtstätten der Galgenbaum von Tyburn, der ein ehemals überirdischer Fluss war, bindet er geschickt ein. Mir gefällt, dass hier viele Hintergründe gekonnt mit in diesen Krimi eingebaut wurden.

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