kupfisbuecherkiste
Quality Land: Ein Land, in dem die Menschen in Level eingestuft werden. Je höher der Level, umso mehr Rechte. Z. B. das Recht, die Ampel von Rot auf Grün zu schnipsen. Ein Land, in dem Algorithmen deinen Partner, deinen Jobchancen, deine Wohnsituation oder sogar deine Einkäufe bestimmen. Kaum zuhause, kommt eine Drohne von „TheShop“ und bringt dir dein Bier. Du denkst, das hast du doch gar nicht bestellt? Du vielleicht nicht, aber TheShop weiß, dass du ein Bier willst, bevor du es weißt. Bestätige den Einkauf, in dem du dein QualityPad küsst, und bewerte die Drohne mit 10 Sternen, damit diese nicht jammert. Klingt skurril? Ist es auch. Aber nicht genug: Während Peter verzweifelt versucht, ein bestimmtes Produkt an TheShop zurück zu geben, und dabei beinahe die Nerven verliert, treten bei der Präsidentenwahl ein Roboter gegen einen Menschen an. Beide haben Wahlkampfteams, und die Bewertung ist direkt im Internet zu sehen. Soweit so gut. Während ich seit Wochen um das Buch QualityLand von Marc-Uwe Kling herumschleiche, habe ich es mir nun endlich gegönnt: in der schwarzen Edition. Das Buch hat mich allein wegen der Aufmachung angesprochen: der stabile Pappeinband, der Prägedruck mit den Lippen, dem Barcode und dem goldenen Schriftzug! Sehr sehr gelungen. Auch im Buch ist die Gestaltung der Seiten mit dem schwarzen Druck und den verschiedenen Schriften sehr schön gestaltet. Doch das ist auch schon das meiste, was mir an dem Buch gefällt. Klings Schreibtstil ist flüssig, und lässt sich prima lesen. Dennoch kommt es mir so vor, als hätte ich das alles schon gelesen. Und nein, ich hab QualityLand bisher noch nicht gelesen 😉 In den letzten Wochen habe ich verschiedene Bücher gelesen, die sich mit einem ähnlichen Problem von Datensammlung und die Verwertung bzw. deren Algorithmen beschäftigt haben. Die Idee, ein QualityLand zu erschaffen, um zu zeigen, wie verschiedene Algorithmen umgesetzt werden, find ich ja schön und gut. Aber hier hapert es meiner Meinung nach komplett an der Umsetzung. Apfelige Tablets sind mir zu offensichtlich als QualityPads zu erkennen, beim großen Onlinehandel namens TheShop war mir die Verbindung zum Riesen mit dem A auch zu offensichtlich. Kunden, denen xyz gefiel, kauften auch abc. Peter Arbeitsloser, für mich ein flacher Charakter, der mir schon fast auf den Keks ging. Ein Loser, der sich mit seinen digitalen Freunden die Zeit um die Ohren schlägt, um dann mit ihrer Hilfe ein Produkt zurückzugen? Gähn. Einziger vermeintlicher Pluspunkt ist der Roboter, der wohl die digitalisierte Version von „I am Groot“ äh I am kapuuut sein soll. Wow. Versteht mich nicht falsch: vielleicht fehlt mir einfach die nötige Portion Humor oder Augenzwinkern, um dieses Buch zu lesen. Aber allein wegen der Aufmachung hab ich mehr erwartet. Aber man kann nicht jedes Buch gut finden. Und das hier gehört für mich dazu: Tolle Verpackung, enttäuschender Inhalt. Mir waren viele Verbindungen einfach ZU offensichtlich. Während bei Andreas Eschbachs „NSA“ sich der Autor tiefgründigere Gedanken gemacht hat, wie Daten eingesetzt werden können, hat Kling versucht, einfach das ganze eher ins Lächerliche zu ziehen. Und durch diese extreme Überspitzung wirkt das Buch für mich an den Haaren herbeigezogen. Wie heißt es so schön: „Geschmackssache“, sprach der Affe und biss in die Seife.