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nonostar

Posted on 2.7.2020

Arizona, um 1890. Téa Obreth erzählt in "Herzland" zwei Geschichten. Da wäre Nora, die mit ihrem Mann umherzog bis sie sich schließlich mit einer Farm in einer kleinen neuaufgebauten Siedlung niederließen. Jahre später ist die Farm bedroht durch Dürre und das Wegziehen der Anwohner sowie denimmer stärker werdenden Viehzüchtern ,die die kleinen Farmen unterdrücken. In dieser Zeit verschwindet Emmet ihr Mann für mehrere Tage und sie und ihre Söhne wissen nicht, ob er noch lebt. Dann ist das noch Lurie, Waise eines Einwanderers aus dem Osmanischen Reich, der sich mit einer Bande anschloss bis es zu einer Schießerei kam und er zurückgelassen wurde. Er schlägt sich danach mehr schlecht als recht durch und schließt sich schließlich einem Trupp der U.S. Army an. Obreth hat einen angenehmen Schreibstil, ihre Sprache hat mir direkt sehr gut gefallen. Leider sind jedoch die beiden Geschichten recht schwierig aufgebaut. Während ich dem Erzählstrang von Nora noch recht gut folgen konnte, war der zweite Erzählstrang, der sich mit Lurie befasst, ziemlich konfus. Eine viel zu große Menge an Namen, bei denen man nicht erkennen konnte, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelt. Noch dazu wurde eine Person oft mit mehreren Namen angesprochen, allerdings nicht logisch durchdacht sondern ziemlich willkürlich, zumindest hatte es auf mich den Anschein. So hat sich die Ansprache einer Person manchmal innerhalb von 2 Sätzen geändert. Das hat es mir am Anfang wirklich sehr schwer gemacht, den Überblick zu behalten. Auch die Handlung die Lurie durchlebt hat sich mir nicht vollends erschlossen. Seine Herkunft aus dem Osmanischen Reich wurde zwar immer wieder angesprochen, aber wie er denn jetzt in diese Gegend kam, wurde nicht erklärt. Auch hat sich mir nicht erschlossen, was die beiden Erzählstränge miteinander zu tun haben, erst auf den letzten Seiten wird hier ein Zusammenhang hergestellt, der aber nicht sonderlich gut ausgearbeitet war. Die Figuren haben sich mir irgendwie bis zum Schluss nicht ganz erschlossen bzw. ich konnte keinen richtigen Zugang zu ihnen finden. Nora ist nicht gerade die sympathischste Person auch wenn sie es sicherlich nicht einfach hat. Was mich jedoch bei den Personen am meisten gestört hat, sind die mystischen Aspekte, die in beiden Erzählsträngen auftauchen. Zum einen gibt es die Nichte von Noras Mann, die überzeugt ist, mit Geistern reden zu können. Das alleine würde mich nicht allzu sehr stören, da es ganz gut in die Geschicte eingebaut ist. Allerdings hat auch Lurie eine Vebrindung zu den Verstorbenen, er fühlt ihr 'Wollen', was als der ausschlaggebendste Charakterzug o.ä. beschrieben wird. z.B. fängt Lurie an zu stehlen, weil der verstorbene Freund ihm sein 'Wollen' als Zwang zu stehlen übertragen hat. Das ist wieder so eine Form von 'magischem Realismus', mit der ich nichts anfangen kann, da sie nicht richtig in die geschichte eingebaut ist und ebenjene für mich ins Lächerliche zieht und oft interessante/wichtige Themen unglaubwürdig erscheinen lässt. Insgesamt konnte mich "Herzland" somit leider nicht überzeugen. Die beiden Erzählstränge waren mir einerseits zu unwichtig (Noras Geschichte) oder zu undurchsichtig und chaotisch (Luries Geschichte). Hinzu kommt, dass der 'magische Realismus' für mich viel kaputt macht - hier würde ich mir wirklich einen Hinweis auf dem Klappentext wünschen.

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