Dreamworx
Oberflächliche Effekthascherei Die Kinderkrankenschwester Charlotte Hill hat den Tod ihrer kleinen Tochter Daisy, die bei einer Operation gestorben ist, noch nicht überwunden, als sie ihren neuen Job in einem Kinderhospiz antritt und sich dort um den kleinen Hamish kümmert. Als sie auf ihrem Weg nach Hause das Lied „Daisy“ des jungen Straßenmusikers Sam vernimmt, treibt es ihr in Gedanken an ihre verstorbene Tochter die Tränen in die Augen. Sam ist von Charlottes Reaktion und ihrem offenkundigen Schmerz so bewegt, dass er gar nicht anders kann als sie anzusprechen. Obwohl Charlotte noch nicht bereit ist, sich näher auf ihn einzulassen, bleibt Sam hartnäckig und lernt Charlotte behutsam kennen. Doch die langsam aufkeimenden Gefühle zwischen den beiden müssen noch so einige Prüfungen bestehen… Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ einen Roman vorgelegt, der mit seiner Handlung den Leser durch die gesamte Bandbreite des Gefühlsbarometers jagen möchte, während dieser das Schicksal von Charlotte und Sam mitverfolgt. Der Schreibstil ist sehr gefühlsbetont und detailverliebt, dafür nicht sehr eingängig, was den Einstieg in die Geschichte etwas mühsam macht. Mit wechselnden Perspektiven zwischen Charlotte und Sam gewährt die Autorin dem Leser Einblick in das jeweilige Gedanken- und Seelenleben ihrer Protagonisten, doch der Funke will nicht so recht überspringen, zu sehr wird gewollt auf die Tränendrüse gedrückt, wobei die Protagonisten unnahbar und fremd bleiben und so auch die Emotionen nicht den gewünschten Effekt erzielen. Obwohl der Leser Charlottes Verlust um ihre Tochter ansatzweise nachempfinden kann, wirken die Schilderungen doch recht nüchtern und wenig intensiv, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Die Beziehung zu ihrer Tochter bleibt durchweg abstrakt. Die Arbeit in einem Kinderhospiz ist kein Zuckerschlecken und kommt hier leider auch nicht so zum Ausdruck wie erhofft. Die gesamte Handlung wirkt eher oberflächlich denn tiefgründig, eher wird mit viel Effekthascherei versucht, auf die Tränendrüse zu drücken, was leider nicht funktioniert. Die Charaktere sind recht simpel gestrickt, ihnen fehlt das gewisse Etwas und vor allem Glaubwürdigkeit, damit der Leser sich gut in sie hineinversetzen und ihnen folgen kann. Charlotte ist eine hilfsbereite Frau, die einen schweren Schicksalsschlag noch nicht verkraftet hat und auch tagtäglich in ihrem Beruf daran erinnert wird. Ihre Erinnerungen und die Trauer hat sie allerdings so sehr in sich verschlossen, dass der Leser das kaum mit ihr teilen kann und meist außen vor bleibt. Sam wirkt wie ein netter Kerl, ist allerdings auch ein großes naives Kind geblieben. Er träumt von einer Musikerkarriere und ist für seinen Bruder, bei dem er sich einquartiert hat, mehr Ballast als Segen. Daisy bleibt das unbekannte Phantom, das über allem schwebt und doch nie greifbar ist, so dass Charlottes Beziehung zu ihrer Tochter auch für den Leser ein großes Fragezeichen bleibt. Der kleine Hamish ist die einzige Lichtgestalt in dieser Geschichte, denn er kann den Leser durchweg überzeugen. „Jeden Tag ein neuer Himmel“ handelt von großem Verlust, Trauerbewältigung und der Liebe, wobei es der Handlung eindeutig an Emotionalität fehlt und der gewünschte Effekt flöten geht. Für diese oberflächliche und unglaubwürdige Geschichte gibt es keine Leseempfehlung!