kupfisbuecherkiste
Darrow wurde von seinen Feinden gefangen genommen. In der Dunkelheit eingesperrt, verliert er jegliches Zeitgefühl. Seine Umwelt hält ihn für tot. Er selber ist ein Schatten seiner selbst. Doch seine Heuler haben ihn nicht aufgegeben, und so kann Darrow zurückkehren. Immer noch hadert er, wer Feind oder Freund ist. Während er versucht, seine Truppen zu sammeln und zu vergrößern, um die Rebellion weiter voranzutreiben, findet er unerwartete Freunde, muss aber auch erkennen, wer wirklich zu ihm hält. Doch Darrows Feinde kennen keine Gnade. Als das Geheimnis gelüftet wird, dass Darrow gar kein Goldener ist, sondern ein roter Minenarbeiter und somit auch seine Freunde getäuscht hat, wird er noch strenger und härter gejagt als zuvor. Er muss wieder verhandeln, Verluste einstreichen, seine Taktik verändern, Vertrauen gewinnen und beweisen, dass er wirklich etwas bewegen kann, und die bisherige Herrschaft der Goldenen beenden kann. Der dritte Teil der Red Rising Reihe hat mir bisher am Besten gefallen, er hat mich gnadenlos umgehauen. Erzählerisch hat Pierce Brown sich ausgetobt, und selbst wenn man denkt, hier kann nichts mehr passieren, kommt der Autor mit einer unerwarteten Wendung um die Ecke. Charaktere, die man als gesetzt erwartet, vollführen eine 180° Wendung. Manch tot geglaubter steht wieder auf, oder lebt in den Entscheidungen Seinesgleichen weiter. Das Ende war gerechtfertigt, und teils stückweit überraschend. Jedenfalls habe ich es so nicht erwartet. Man hofft auf ein bestimmtes Ende, und bangt um dessen Umsetzung, die meines Erachtens sehr gelungen ist. Auch der Sprecher hat hier mal wieder seine Hausaufgaben gemacht. Marco Sven Reinbold IST für mich Darrow, oder auch Ragnar. Das Volumen der Sprecherstimme kann sowohl die männlichen Protagonisten abdecken als auch die weiblichen Protagonisten, die allesamt starke Persönlichkeiten sind. Ein Hörbuch mit seinem Spannungsbogen wächst und gedeiht aber auch mit dem Sprecher. Bestnoten für Marco Sven Reinbold! Insgesamt finde ich diese Trilogie sehr durchdacht. Pierce Brown hat unserer Gesellschaft den Spiegel vorgehalten. Wir haben nachwievor verschiedene Klassen in unserer Gesellschaft, deren Grenzen wahrlich schwer zu durchbrechen sind. Brown hat diese Klassengesellschaft in Farben und Berufsgruppen in einer Pyramide dargestellt, deren Fundament die Roten sind, und die Spitze von den Goldenen regiert wird. Ohne die Hilfe anderer geht es nicht.So konnte Darrow viele Schlachten nur dann für sich entscheiden, wenn seine Heuler hinter ihm standen. Auch gegen die Machtverhältnisse, die oft von den gleichen Gruppen – in Red Rising die führenden Familien – gelenkt werden, ist es schwer anzukommen. Dieses Epos um die Weltengesellschaft so stark aufzubauen, zollt meinen Respekt. Zum einen die Gedanken um unser Sonnensystem, welche Planeten man besiedelt, und hier den Traum der Besiedelung des Mars und des Mondes einzubauen. Andererseits auch den geschichtlichen Hintergrund, das römische Reich und seine Machtstrukturen für die Weltengesellschaft zu verwenden, ist ein sehr genialer Schachzug. Und doch zeigt es sich immer wieder: wer für etwas einstehen will, etwas verändern will, muss für seine Werte kämpfen, und etwas dafür tun. Als ich heute morgen das Hörbuch beendet habe, fiel mir bei der Schlussszene ein Zitat von Vaclav Havel ein, das mich schon seit einem Weilchen begleitet: „Die Freiheit ist wie das Meer: die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich“.