Nachtblume
Nach dem Klappentext erwartete ich eine emotionale und mitreißende Story. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Aber beginnen wir erstmal am Anfang. Die Geschichte liest man aus den Gegenwarts- und Vergangenheitsperspektiven von Cassie und Trips aka. Tanner. Während mir Cassie nur in der Vergangenheit sympathisch ist, mag ich sowohl Trips mit 17 Jahren, als auch seine erwachsene Version Tanner mit 24/25 Jahren. Er ist interessant und gerade seine Familiengeschichte rund um seine Brüder weckt meine Neugier. Dementsprechend freue ich mich auf die Folgebände, in denen es um Nash und Ev geht und hoffe sehr, dass die Beiden eine nette Protagonistin an die Seite gestellt bekommen. Generell fand ich die Vergangenheitsparts sehr viel ansprechender. Cassandra war für mich unausstehlich. Sie ist zickig und führt sich auf, wie eine verzogene Göre, der man irgendwas verwehrt, auf dass sie doch ein Anrecht hatte, was natürlich völliger Schwachsinn ist. Gerade in den Vergangenheitsepisoden merkt man, wie abhängig und unselbstständig sie ist. Sie ist vollkommen auf Trips angewiesen, weil sie alleine überhaupt nicht lebensfähig ist und mit sich alleine nichts anzufangen weiß, was die Beziehung der Beiden mehr als toxisch erscheinen lässt. In der Gegenwart hingegen ist sie einfach nur eine eiskalte, arrogante Kuh, die unheimlich nervig ist. Nein, ich habe kein Verständnis für ihr Verhalten und nein, verlassen zu werden rechtfertigt solch ein kindisches Verhalten auch nicht, danke. Als Tanner erneut in ihr Leben tritt, möchte sie nicht mal mit ihm reden, was ich total schwachsinnig finde. Nach ihrer ach-so-tiefen Verbindung hätte es mich an ihrer Stelle sehr wohl interessiert, was er zu sagen hätte - aber nein, sie muss auf stur stellen und das führt zu einem ewig langen hin und her, was mehr als frustrierend und nervig ist. Dieses ewige “Ich will ihn, ich will ihn nicht und ach, vögeln können wir ja eigentlich schon, aber mehr bitte nicht” führt dazu, dass dem Buch ordentliches Potenzial flöten geht. Diese Szenen, die zu nichts führen und in denen sich die Beiden nur im Kreis drehen, hätte man mit einer besseren Story füllen können. Da ich die meiste Zeit eigentlich nur genervt die Augen verdreht habe und mich gefragt habe, was sowohl Trips mit 17, als auch Tanner als erwachsener Mann von Cassandra wollte, kamen bei mir herrlich wenig Emotionen an. Die Geschichte bleibt durch die ewige Bumserei insgesamt zu oberflächlich und Gefühle kamen bei mir nur an, als ich das Buch endlich beendet hatte. Erleichterung, dass ich mir nicht weiter Cassandra auf ihrem hohen Ross antun muss und gezwungen bin zu beobachten, wie Tanner wie ein räudiger Hund bei ihr zu Kreuze kriecht. Ständig wird erwähnt, wie nah die Beiden sich doch sind und welch eine innige Verbindung sie haben, aber gemerkt habe ich davon allerdings nichts. Ich wünsche mir bei sowas, dass Autor*innen mir das zeigen und nicht nur davon schreiben, denn das bringt mir am Ende auch nichts. Während das Buch hin und wieder doch einige Szenen aufbringt, die meine Neugier wecken konnten – wie gesagt, besonders die Geschichte um die Brüder fand ich gut und an sich hätte sie für meinen Geschmack noch mehr ausgebaut werden können, enttäuscht es mich die meiste Zeit leider, was ich wirklich schade finde. Hier handelt es sich allerdings überwiegend um den klassischen Fall “nervige Protagonistin versaut das Lesevergnügen” . Der Schreibstil ist nett – nicht überragend, aber völlig in Ordnung – und auch die anderen Figuren sind ganz okay. Davon gibt es zwar nicht viel, aber die handvoll ist schon okay. Außerdem ist mir aufgefallen, dass das Alter der Männer teilweise durcheinandergeworfen wird. Cassie erwähnt, dass Ev 15 Jahre alt war, als sie ihn kennenlernte, obwohl er erst 13 Jahre alt war und Nash 15 Jahre alt – was nur einige Kapitel vorher erwähnt wurde. Da hätte ich mir einen genaueren Blick gewünscht. Insgesamt hätte ich mir mehr Tiefe und echte Emotionen gewünscht. In der Vergangenheit konnte ich in der Richtung zwar etwas erahnen, aber greifbar war es dort auch nicht. In der Gegenwart geht es gefühlt nur um Sex, was das ganze Gefasel über Gefühle Lügen straft und dafür sorgt, dass die Geschichte stellenweise wirklich langatmig, eintönig und fast öde wird. Da hilft auch nicht der kurze Schlenker in Richtung Ernsthaftigkeit gen Ende, um meine Erwartungen zu erreichen.