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Caillean

Posted on 30.6.2020

Wer nach den ersten vier Bänden gedacht hatte, ein noch größerer Stinkstiefel könnte Kommissar Claudius Zorn gar nicht mehr werden, der hat sich gründlich getäuscht. Mir ging beim Lesen zeitweise regelrecht "das Messer in der Tasche auf", wenn ich den vor sich hin lamentierenden Zorn seitenlang beim Rauchen und Saufen und Wohnung zerstören begleitet habe. Umso mehr habe ich mich dann auf die Szenen mit Schröder gefreut und regelrecht frohlockt, als er Zorn dann endlich mal den Kopf gerade gerückt hat. Jetzt darf er ja. Jetzt ist er ja der Chef. In diesem 5. Band wird es - wenn auch durch sehr unschöne Umstände - einmal mehr deutlich: Zorn und Schröder sind mittlerweile wie zwei alte Latschen :-) Und genau das ist es, was ich an den Romanen so liebe: Kriminalfall hin oder her, aber ich fiebere den Szenen mit den beiden regelrecht entgegen beim Lesen, weil sich jedes Mal traumhafte Dialoge entspinnen. Wie z. B. (S. 18/19): Zorn zu Schröder: "Du nennst mich also Chef." "Genau, Chef." "Obwohl eigentlich du der Chef bist." "Auf dem Papier. Der theoretische Chef sozusagen." "Aber praktisch gesehen, bist du doch auch der Chef." "Stimmt. Theoretisch jedenfalls." "Und welcher Chef bin ich dann?" "Der akustische?" Ich könnt mich manchmal wirklich kaputtlachen über die zwei, die mir ans Herz gewachsen sind und für mich (und mittlerweile auch viele Lese-Freunde) als DAS deutsche Ermittler-Traumpaar gelten. Tja - warum dann aber nur vier Sterne? Ich finde, der kleine Wermutstropfen in diesem Band ist der Fall, dessen Verlauf und Aufklärung ich leider nicht so gelungen fand wie in den Vorgänger-Romanen. Es gibt sehr wenig Nebenhandlung, nur wenige Schauplätze, alles dreht sich um Gregor Zettl (bzw. seine verschwundene Frau) und seinen Verfolger Adam. Die Auflösung hatte leider keinen "Knalleffekt" (so wie in den früheren Bänden). Leider muss ich zugeben, dass ich da als Leser immer anspruchsvoller werde, je besser das Vorgängerbuch war. Und es ist sicher schwer, sich als Autor immer wieder selbst zu übertreffen. Das nächste Mal wünsche ich mir trotzdem wieder einen Knall-Fall :-) Zorn würde jetzt brummen "Na und? Mir doch egal." Schröder würde sagen: "Alright, Chef. Ich kümmer mich drum."

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