Caillean
Sharon Bolton hat sich diesmal einen interessanten Schauplatz für ihren Thriller herausgesucht: die Falkland-Inseln. Das zu Großbritannien gehörende Gebiet 400 km östlich von Feuerland an der Südspitze von Südamerika ist ein kaum beachtetes Fleckchen Erde – umso mehr reizt dieses Buch, da es einen auf unbekanntes Terrain mitnimmt. Kaum 3.000 Einwohner haben die Falklands – im Grunde ist es also nur ein Dorf… Und wenn in einem solchen „Dorf“, wo jeder jeden kennt, in schöner Regelmäßigkeit Kinder verloren gehen, dann birgt das viel Raum für Zwietracht, Misstrauen und nicht zuletzt Hysterie. Sharon Bolton erzählt glaubhaft von einem tragischen Unfall, der die Leben mehrerer Menschen komplett verändert und letztlich auch der Schlüssel zu den mysteriösen Ereignissen auf den Inseln ist. Catrin Quinns Söhne stürzten in einem Auto von den Klippen – weil Catrins beste Freundin nicht aufpasste. Die eine lebt mit Trauer, die andere mit Schuld – beide gehen daran fast zugrunde. Die Story und die Abgeschiedenheit der Falklandinseln lassen das Buch insgesamt sehr melancholisch wirken. Aber man hört beim Lesen fast die tosende Brandung und steht quasi atemlos mit am Strand als Catrin über 100 gestrandete Wale töten muss, um ihr Leiden zu beenden. Ein „Wohlfühlkrimi“ mit hübscher Landschaft ist es also beileibe nicht. Aber eine mit vielen Wendungen gespickte Studie über Menschen, denen scheinbar alles genommen wurde und die ihre ganz eigenen Arten entwickeln, mit dieser Situation umzugehen. An der ein oder anderen Stelle hätte man die Handlung vielleicht etwas straffen können… da bin ich mitunter ein wenig „hängengeblieben“, daher 1 Stern Abzug. Ein besonderer Clou ist, dass man tatsächlich erst in den allerletzten Zügen des Buches erfährt, wie alles zusammenhängt. Ich hatte schon fast gedacht, die Anfangsgeschichte wird überhaupt nicht zu Ende erzählt. Aber dann fällt es einem wie ein Schleier von den Augen…. Faszinierend konzipiert!