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mrstrikehardt

Posted on 28.6.2020

T.C. Boyle schrieb das Buch 2014 und obwohl gerade einmal sechs Jahre vergangen sind, lässt sich feststellen, dass der Inhalt von der Realität überholt worden ist. Der Zerfall der amerikanischen Gesellschaft (auch ohne Pandemie) ist noch drastischer und umfassender als Boyle es damals en mi­ni­a­ture für möglich halten konnte. Der Rassismus ist noch stärker und die Paranoia der weißen Bevölkerung gleichermaßen (beides geht oft Hand in Hand). Das führt dazu, dass die Geschichte für mich kaum Spannung zu bieten hat. Jegliche Wendung und Schilderung der Ereignisse ist nur ein blasser Abklatsch der Wirklichkeit. Interessant war für mich vor allem, dass Boyle die verschiedene Charaktere kapitelweise hat sprechen lassen. Als Leser kann ich so stärker in ihr Innleben blicken, aber tatsächlich näher sind sie mir dabei nicht gekommen. Im Gegenteil, die Distanz hat eher zugenommen. Ob dieser Effekt von Boyle beabsichtigt war, ist zweitrangig, mir hat er damit imponiert. Allein dafür lohnt sich die Lektüre nicht.

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