nonostar
Milton, Delaware, 1682, eine Zeit in der bei immer knapperen Rohstoffernten nun mit Menschen, genauer gesagt mit den Sklaven, die auf den Plantagen arbeiten müssen, gehandelt wird. Da wird schon mal ein Mensch gegen einen Sack Tabak 'getauscht'. In dieser Zeit erbt Jacob eine Plantage, dieses Erbe ist jedoch an eine Ehefrau geknüpft, die er sich dann kurzerhand in Form von Rebekka kauft. Als Jacob unerwartet stirbt, bleibt sie alleine auf der Farm zurück, zusasammen mit Lina, ihrer indianische 'Dienerin', Sorrow, die nach einem Schiffbruch und enigen Umwegen dort landete und schließlich Florens ein schwarzes Mädchen das Jacob als Bezahlung von einem Pflanzer annahm. Als auch Rebekka erkrankt, wird Florens alleine losgeschickt um jemanden zu holen, der Rebekka heilen kann. In der Zeit, bis Florens wieder zurück ist, erzählen die vier dem Leser ihre Geschichte. Alle haben eine sehr unterschiedliche Vergangenheit aber sie alle wurden geprägt durch Zurückweisung und der Willkür von Männern. Toni Morrison erzählt das Schicksal dieser vier Frauen mit einer ganz einzigartigen Stimme. Ihre Sprache hat mich vom ersten Moment an gefangen genommen, sie ist voller Gefühle und Poesie und dabei doch klar und ungeschönt. Rebekka, Lina, Sorrow und Florens sind unter der Oberfläche ganz anders, als sie vielleicht im ersten Moment erscheinen. Sie alle haben mich auf unterschiedliche Weise berührt, denn sie alle müssen auf Grund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe schlimmes von anderen befürchten, die sich als privilegiert und besser gestellt betrachten. Aber nicht nur über sie erfährt derLeser, auf ihrem Weg haben sie auch andere Frauen getroffen, die ein ähnliches Schicksal teilen. "Gnade" zeigt sehr deutlich die Willkür, mit der manche Menschen Entschiedungen über andere treffen. Dabei geht es in "Gnade" aber auch nicht nur um das Ausgeliefertsein, das Frauen damals und auch heute noch immer wieder erfahren, sondern auch um Mutterschaft und den Tod von den eigenen Kindern, der für eine Mutter nur schwer zu ertragen ist. Es geht auch um Liebe und Freundschaft, um Zugehörigkeit und Bande, die sich abseits von Familien entwickeln können. Und um Religion und den Glauben und die vielen verschiedenen Möglichkeiten, die es dafür gibt. "Gnade" ist ein sehr aufwühlendes Buch, das aber durch seine Sprache und seine Aussage unglaublich lesenswert ist!