Profilbild von madl_books

madl_books

Posted on 27.6.2020

Teresa Simon nimmt uns in ihrem neuen Roman „ Die Lilienbraut“ mit auf eine kleine Zeitreise. Dieses mal geht es nach Köln in die vierziger Jahre. Deutschland befindet sich mitten im Krieg und die Stadt steht schwer unter Beschuss. Doch trotz den Grausamkeiten geht die Produktion im Dufthaus 4711 zunächst fleißig weiter. Dort angestellt ist die junge Nellie Voos, die eine außergewöhnlich feine Nase für gute Düfte und im Unternehmen ihren Traumberuf gefunden hat. Leider ist dieses Glück durch den Krieg überschattet. Die Sorge um ihren jüngeren Bruder, der sich den jugendlichen Edelweißpiraten angeschlossen hat, ist riesengroß. Als wäre diese Last nicht schon genug, beschäftigt sie zudem die aussichtslose Liebe zu einem Mann, den sie nicht haben darf. Des weiteren haben wir einen Erzählstrang in der Gegenwart. In diesem begleiten wir die junge Liv, die nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Mann, einen kleinen Duftladen in Köln Ehrenfeld eröffnet. Auch sie hat ein wahnsinnig gutes Gespür für Düfte und macht damit ihr Hobby zum Beruf. Nur leider kommt dieser Laden nicht bei allen Anwohnern so gut an und das bekommt sie auch zu spüren. Vor allem eine ältere Dame ist von Livs Anblick regelrecht erschüttert und beschimpft sie aufs übelste. Was hat diese Dame mit Liv zu tun? An wen erinnert diese sie wohl? Teresa Simon hat nicht nur einen bildhaften, leichten und mitreißenden Schreibstil, sie versteht es auch gute geschichtliche Recherche in ihre Romane mit einfließen zu lassen. Wie hier zum Beispiel, die Geschichte der Kölner Firma 4711. Aber auch sehr interessante und schockierende Fakten um die Jugend-Widerstandsgruppe „Edelweißpiraten“ aus dem zweiten Weltkrieg, die mir bis dato nicht allzu bekannt war, kommen nicht zu kurz. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Wobei mir aber Nellie am besten gefallen hat. Ihren Erzählstrang hatte ich lieber als den von Liv in der Gegenwart. Obwohl ich sie als Charakter auch sehr mochte, blieb mir ihre Geschichte zu emotionslos und langweilig. Die Zusammenführung der zwei Handlungsstränge fällt auch sehr unspektakulär aus und wird am Ende ziemlich schnell abgehandelt. Für mich war dieser Roman etwas schwächer als ihre bisher erschienen Bücher. Das kann Teresa Simon meiner Meinung nach besser. Doch trotz dieser kleinen Kritikpunkte konnte mich dieses Buch aber wieder gut unterhalten. Eine schöne, nette, leichte und vor allem duftende Geschichte. Leser, die gerne Romane auf zwei Zeitebenen lesen, werden hier gut bedient.

zurück nach oben