Elizas Bücherparadies
Ich bin mit großen Erwartungen in das Buch eingestiegen und muss ehrlich gestehen, dass ich in keinster Art und Weise enttäuscht wurde. Das Grand Hotel ist ein sehr spannender und opulenter Auftakt in einen lebensechten Roman der sogenannte „Goldenen Zwanziger“ und der Leser fühlt sich wie als Zeuge der Zeitgeschichte dorthin zurückversetzt. Das Cover ist sehr bunt gehalten. Im Vordergrund sieht man ein sehr schönes Gebäude in der Nähe eines Sandstrandes, welches an ein Hotel erinnert. Oberhalb des Hotels ist ein Nachthimmel mit Sternen ersichtlich. Der Klappentext beschreibt relativ ausführlich den groben Hintergrund der Handlung, ohne konkret ins Detail zu gehen und damit die Spannung für den Leser sehr gut aufrechterhält. Die wesentliche Handlung des Romans handelt von Bernadette von Plesow und ihren Söhnen, welche gemeinsam in der Hotelbranche tätig sind. Die Story spielt in den Anfängen der 20er Jahre, weshalb eine zeitliche Einordnung gut möglich ist. Frau von Plesow führt zusammen mit Ihrem ältesten Sohn Alexander das imposante Grand Hotel in Binz. Ihr jüngerer Sohn Constantin ist derweil Geschäftsinhaber eines der berühmtesten Hotels in Berlin, dem Astor. Bernadette von Plesow und Constatin von Plesow sind die Hauptprotagonisten des Romans, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie sind beide Geschäftsleute jedoch mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Vorstellungen. Sie verschaffen somit der Geschichte einen ganz besonderen Mix aus Spannung, Erstaunen und auch Verwunderung über Handlungen in bestimmten Situationen. Ebenfalls sehr ausgeprägt sind die Nebenfiguren der Story. Bernadettes Tochter Josefine eine Künstlerin, welche keinerlei Interesse am Hotelgeschäft zeigt sowie Marie Reidel ein Zimmermädchen des Grand Hotels. Mir persönlich hat die Figur der Marie Reidel am meisten imponiert. Im Laufe der Geschichte erlebt die Person durch verschiedene Ereignisse ein Wechselbad der Gefühle aus Trauer, Wut , Schmerz, Glück aber auch Hoffnung. In ihr ist eine sehr gute Entwicklung zu erkennen, welche hoffentlich in einer Fortsetzung der Geschichte weiter erkennbar wird. Die Spannung der Geschichte findet durch den Gegensatz der beiden Haupthandlungsorte Binz (Grand Hotel) und Berlin (Hotel Astor) ihren monumentalen Rahmen. Auf der einen Seite das vermeintlich ruhige, beschauliche Binz mit dem persönlichen Erholungs- und Fürsorgeprogramm für einzelne Gäste. Dagegen konträr spiegelnd das laszive und wilde Berlin mit seinen menschlichen Abgründen. Beide Orte überschneiden sich dabei nur leicht dezent in besonderen Situationen und lassen den Leser manchmal auch über Moral und Anstand in Zweifel kommen. Der Aufbau der Geschichte ist chronologisch und es sind keine Zeitsprünge erkennbar. Besonders positiv ist anzumerken, dass am Anfang eines Kapitels eine kurze Anmerkung oder ein Zitat von einer Person des Romans steht. Dies ermöglicht es dem Leser sehr gut in die geistige Verfassung der Personen einzutauchen, als wären diese real vorhanden. Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und sehr gut lesbar. Verschachtelte oder komplizierte Sätze waren nicht zu erkennen. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Anhänger historischer Romane, als auch Fans der „goldenen Zwanziger“ in Frage. Wegen seiner außergewöhnlichen und teils feudalen Persönlichkeiten, sowohl für Frauen (Bernadette, Josefine und Marie) als auch für Männer (Constantin und Alexander) geeignet. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Caren Benedikt eine sehr lebendige, spannende und auch neugierig machende Geschichte gelungen ist. Ich bin sehr gespannt, inwieweit die Geschichte nach dem teils dramatischen Ende ihre Fortsetzung findet.