Elizas Bücherparadies
Das Netz ist ein leicht düsterer und spannender Krimi, welcher sich sehr gut lesen lässt. Er bildet dabei den Auftakt zu einer Trilogie, welche den Leser auf eine abenteuerliche Reise in die Welt des Untergrunds im Alltagsleben der Menschen mitnimmt. Auf dem in den Farben blau, weiß und schwarz gehaltenen Cover sind mehrere schneebedeckte Felsen abgebildet. Im Vordergrund zeigt sich eine zugefrorene Eisfläche. Der Klappentext beschreibt den wesentlichen Inhalt der Erzählung und weckt in dem Leser eine gewisse Vorfreude. Wesentliche Inhalte des Thrillers sind Drogen, Island während der Bankenkrise, verbotene Beziehungen, sowie Verzweiflung und Hoffnung. Die Handlung spielt in den Jahren 2010/2011 in Island. Das Haupthandlungsgeschehen dreht sich dabei um die junge Mutter Sonja, welche von Ihrem Mann Adam getrennt lebt. Sie teilt sich das gemeinsame Sorgerecht für ihren Sohn Thomas, wobei dieser mehrheitlich bei seinem Vater lebt. Mithilfe der „Nebenjobs“ als Drogenkurierin versucht sie als langfristiges Ziel mit dem erhaltenen Geld das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn zu erlangen. Die Hauptprotagonistin Sonja überzeugt durch ihren sehr starken Charakter und ihren unübertroffenen Überlebenswillen. Immer ihren Sohn vor Augen durchlebt sie ein Wechselbad der Gefühle und geht über ihre eigenen Grenzen. Als bedeutsame Nebendarsteller der Geschichte sind neben ihrem Ex-Mann Adam und Thomas ihre lesbische Liebschaft Agla, eine Investmentbankerin, ein Flughafenzollbeamter namens Bragi sowie der Dubiose Anwalt Porgeir und sein Handlanger Rikharour zu nennen. Meine Lieblingsnebenfigur war dabei der Zollbeamte Bragi. Er kann dabei als das Spiegelbild von Sonja bezeichnet werden. Kurz von der Verrentung stehend versucht dieser soviel Geld zu verdienen, damit er sich um seine in einem Heim befindliche Ehefrau kümmern kann. Er überzeugt durch seinen Willen alles für seine Frau zu tun, egal ob dies legal oder illegal ist. Der Aufbau der Story beginnt mit einem relativ leichten und einführenden Beginn der Handlung, welche sich aber nach kurzer Zeit immer spannender weiterentwickelt. Durch das Licht und Schattenspiel zwischen Sonja und Bragi bekommt die Handlung einen ganz besonderen Reiz für den Leser. Diese oft gegensätzlichen Wirkungsgrade der Protagonisten, welche über ein gemeinsames Ziel unumgänglich miteinander verbunden sind, haben mich ganz besonders fasziniert. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, abwechslungsreich und sehr gut lesbar. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Übersetzung in die deutsche Sprache von Anika Wolff sehr gut umgesetzt wurde. Zielgruppe des Romans sind Leser aller Altersgruppen. Frauen, als auch Männer kommen beide als Leser für diesen Krimi in Frage. Mir hat der Krimi insgesamt gut gefallen. An manchen Stellen der Geschichte hätte ich mir persönlich noch mehr Handlungstiefe gewünscht. In einigen Situationen erscheint die Handlung etwas flach und vorhersehbar. Des Weiteren haben die Persönlichkeiten alle einen Hang zur sogenannten „Grauzone“. Hier hätte ich mir etwas mehr Normalität gewünscht. Insgesamt ist der Autorin aber ein spannender Krimi gelungen, welcher aufgrund des sehr offenen Endes noch viel Interpretation für die Zukunft lässt. Ich bedanke mich bei NetGalley Deutschland für die Bereitstellung des Romans.