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Helga

Posted on 24.6.2020

Die Autorin erzählt ihre eigene Geschichte, als Kind und dann Jugendliche im Norden Englands, in schwierigen Verhältnissen. Die Mutter, aus Jamaika stammend, ist schön, aber überfordert und als Krankenschwester immer müde. Als Yrsa weibliche Reize entwickelt, wird sie zu den streng gläubigen Großeltern geschickt. Der große Bruder ist so wie früh wie möglich ausgezogen. Nun hat Yrsa noch den kleinen Bruder Roo. In Jugendjahren und jungen Erwachsenenjahren entdeckt Yrsa die Macht ihres Körpers, der Sexualität und der Drogen. Immer wieder fängt sie sich, hat gute Phasen, um dann wieder in tiefe Dunkelheit abzurutschen. Dies ist ein etwas anderer Coming-of-Age-Roman. Yrsa Daley-Wards Roman ist sehr ungewöhnlich. Die Autorin bedient sich verschiedener Formate, oft sind es eher Fragmente ihres Lebens, denen nicht immer leicht zu folgen oder die nicht immer einfach zu interpretieren sind. Gleichzeitig entwickelt die Geschichte dieses Mädchens aus unterprivilegierten Verhältnissen, deren Schreibstil dem überhaupt nicht entspricht, einen gewissen Sog. Dass die Abschnitte kurz sind und das Buch nur ca. 240 Seiten hat, begünstigt das noch. Und dennoch hat man das Gefühl, die Protagonistin gut kennengelernt zu haben. Die Art und Weise „Alles, was passiert ist“ oft eher anzudeuten, als explizit auszuführen, macht das Geschehen noch eindringlicher. Immer wieder wagt man kleine Hoffnungsschimmer. An anderen Punkten wiederum kann man die Verzweiflung fast mit Händen greifen, denn wann immer es Yrsa annähernd gut geht, wird sie wieder selbstzerstörerisch. Dabei bleibt sie dennoch eine Sympathieträgerin. Gleichzeitig ist das Buch stilistisch kunstvoll und anspruchsvoll, keineswegs leichte Lektüre, woran man sich zunächst gewöhnen muss. Am Ende bleibt vieles offen, wie es im Leben nun einmal so ist.

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