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Helga

Posted on 24.6.2020

Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr in diesem fiktiven Amerika. Die Evolution scheint sich verkehrt zu haben und die politischen Verhältnisse sind instabil. Es sind schlechte Zeiten, um schwanger zu sein. Doch genau das stellt Cedar fest. Als Gerüchte aufkommen, dass alle Schwangeren verhaftet werden und viele Neugeborene eher an frühere Spezies erinnern, versteckt sich Cedar. Doch es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Kann sie lange genug unentdeckt bleiben in dieser apokalyptischen Welt? Und wie wird das Kind sein? Was genau hier passiert, muss sich der Leser langsam und über Andeutungen selbst erschließen. Nach und nach fügt sich ein Bild zusammen, doch es wird nie etwas wirklich explizit erklärt, obwohl Cedar die ein oder andere Theorie aufgreift. Oft erfährt man nur Gerüchte, denn die Erzählperspektive ist die Cedars, die ein Tagebuch für ihr zukünftiges Kind schreibt. Man befindet sich mitten in Cedars Realität, wobei sie einen gewissen Wissenvorsprung hat. Doch man bekommt nach und nach mit, dass die Erde einen extremen Klimawandel durchgemacht haben muss und alle möglichen Waren langsam knapp werden. Auf den ersten Blick ergibt die Geschichte wenig Sinn, denn sie reicht nur vom Beginn bis zum Ende der Schwangerschaft, mit einem ziemlich offenen Ende. Zwischenzeitlich dümpelt sie auch immer einmal dahin, wird mit Themen verknüpft, die nicht unbedingt vordergründig relevant erscheinen. Doch wenn man genau hinschaut, geht es bei der Suche von Cedar, die adoptiert ist, nach ihren biologischen Eltern um die Suche nach den eigenen Wurzeln. Cedar ist Halb-Ojibwe und sie möchte neben ihren Eltern auch ihr kulturelles Erbe näher kennenlernen. Und auch die evolutionäre Umkehr könnte man als Suche nach den Wurzeln verstehen. Zudem thematisiert der Umgang mit den Schwangeren das Thema der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen; gerade in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in den USA ein sehr wichtiges Thema. Auch zunehmende Religiosität spielt eine Rolle. Auch wenn mich die Geschichte selbst als Dystopie nicht ganz überzeugt hat, so haben es doch die Figurzeichnungen und die Einblicke in die Ojibwe-Kultur. Ich habe in anderen Rezensionen gelesen, dass dieses Buch eher untypisch für die Autorin ist. Dennoch hat es ausgereicht, Appetit auf ihre anderen Bücher zu machen. Zudem haben mich bei dem vorliegenden Buch die verschiedenen Bedeutungsebenen fasziniert und die grundlegende Idee war ebenfalls faszinierend. Insgesamt hat mir dieses Buch gut gefallen und einen tiefen Eindruck hinterlassen, da es sich von vielen anderen Büchern abhebt und Gesellschaftskritik gut verpackt.

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