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Lara

Posted on 24.6.2020

"Meine Geschichte ist nichts für Zartbesaitete oder für Romantiker. Wenn du also mutig bist, dann mach dich auf etwas gefasst und erwarte das Unerwartete. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt." Diese Worte aus dem Buch, kombiniert mit dem Klappentext, sagen eigentlich beinahe schon alles aus, was man wissen muss. Ich habe irgendwie sehr lange gewartet, bevor dieses Buch in meinem Einkaufskorb landete. Irgendwie war ich skeptisch, einfach so. Vom Bauchgefühl her. Inzwischen denke ich: warum habe ich es nicht direkt mitgenommen. Zunächst einmal möchte ich ein paar Worte zu dem Cover sagen. Wir haben hier etwas vor uns, was schlicht und doch ansprechend ist. Insbesondere bei der Taschenbuchversion. Das goldfarbene Muster einer Couchoberfläche (natürlich perfekt, da es ja um einen Psychiater geht), fühlt sich nämlich auch genau so an: wie eine lederne Couch. Das passt perfekt zum Buch und zur Geschichte und verleiht dem Ganzen direkt schon vor dem Lesen eine gewisse Portion Flair. Doch kommen wir zurück zu meinen anfänglichen Worten. Ja, man weiß bereits vorher, auf was man sich einlässt. Wer hier eine romantische Story voller Harmonie erwartet, der wird nicht fündig. Denn sowas wird man bei Dr. Dixon Matthews in der bekannten Form nicht finden. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der, wie sagt man so schön, nichts anbrennen lässt. Und insbesondere nicht, wenn er attraktive Patientinnen vor sich hat, die eventuell noch dazu spezielle Gelüste verspüren. Dixon ist in meinen Augen ein wirklich spannender Hauptprotagonist. Er ist auf der einen Seite der intelligente Psychiater, der in seinen Forschungen große Fortschritte macht, auf der anderen Seite jedoch ein Mann, der wahrscheinlich keine 2 Tage ohne Kontakt zu Frauen überleben würde. Mag sein, dass er irgendwie unsympathisch wirken kann, aber er ist dennoch gleichzeitig faszinierend. Insgesamt ist es tatsächlich so, dass wir hier sehr unterschiedlichen Charakteren begegnen, was dafür sorgt, dass es eigentlich gar nicht langweilig werden kann. Da ist natürlich Dixon, wie bereits erläutert. Dann haben wir seine beiden besten Freunde, die eigentlich gegensätzlicher nicht sein könnten, aber irgendwie wunderbar perfekt gewählt wurden. Und wie sollte es auch anders sein, so sind auch die beiden Frauen, die Dixon so faszinieren, gegensätzlicher als Tag und Nacht: Seine Patientin Juliet, die sucht, was ihr in ihrer wohl unglücklichen Beziehung fehlt und das nur zu bereitwillig von Dixon entgegennimmt, der wiederum nur zu bereitwillig auch ebenjenes an sie gibt. Doch man spürt direkt, dass an ihr etwas unsympathisch ist. Sie macht den Eindruck, als könne sie auch andere Saiten aufziehen, wenn sie ihren Willen nicht bekommt und sie weiß immer sehr genau was sie will. Dass dem so ist, wird man als Leser sehr gut vor Augen geführt bekommen. Ihr gegenüber steht Madison. Jung, unschuldig, zart und brav. Sie ist das genaue Gegenteil von Juliet und genau das macht sie an dieser Stelle so interessant. Man möchte eigentlich sagen, wir haben es mit Teufel und Engel zu tun. Und Dixon steht vor der großen Entscheidung, ob er lieber in den Himmel möchte, oder in die Hölle. Wer jetzt aber denkt, hier geht es darum, eine simple Entscheidung zu treffen und sich dann des Lebens zu freuen, der irrt sich. Man wandert hier einen sehr steinigen Weg mit, den Dixon gehen muss. Durch die Wahl zwischen diesen beiden Frauen gerät er mehr als einmal in eine Zwickmühle. Und wenn man dann denkt, es wendet sich in eine bestimmte Richtung, macht die Geschichte eine unerwartete Wende. Mehr als einmal hätte ich Dixon während des Lesens am liebsten mal ordentlich geschüttelt, um sein Gehirn wieder richtig zu rücken. Der Autorin ist es hier gelungen, die verschiedenen Facetten wunderbar herauszuarbeiten und die Story zu einem interessanten Wechselbad der Gefühle zu machen. Sei es durch die Problematik der beiden Frauen, Dixons Vergangenheit oder aber das, was Madison trotz all ihres Liebreiz und ihrer Unschuld aufarbeiten muss. Die Emotionen, die hierbei auftreten, wurden wunderbar herausgestellt und ich persönlich empfand das Lesen des Buches als sehr spannend. Man wusste nie, was einen auf der nächsten Seite erwarten würde. Man kommt daher auch ziemlich gut und vor allem zügig durch das Buch hindurch. Sprachlich fand ich es ebenfalls sehr gut, was dem zügigen Lesen noch Antrieb verpasste. Die wechselnden Perspektiven passen auch hier wieder sehr gut, auch wenn wir nur gelegentliche Wechsel erleben und nicht in jedem einzelnen Kapitel. Der absolute Höhepunkt des Buches, der den Grundstein für den zweiten Band legt, hat mich dann doch etwas beim Lesen geschockt, obwohl ich im Nachhinein dachte, es war ja eigentlich irgendwie klar. Aber dennoch war diese große Wende, welche die Geschichte durchmacht, wunderbar gewählt und man will unbedingt wissen, wie es am Ende ausgehen wird. Wer eine erotische Geschichte sucht (denn Erotik ist hier jede Menge vorhanden), die vom üblichen Weg abweicht und auch noch eine gute Portion Dramatik enthält, der ist hier meiner Ansicht nach genau richtig.

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