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TheUjulala

Posted on 23.6.2020

Durchwachsen, wesentliche Steigerung aber trotzdem einige Mängel. Obwohl mich der 1. Band „Dornen und Rosen“ dieser Trilogie irgendwie gar nicht überzeugen konnte, mussten mich meine Mädels nicht sehr überreden, gemeinsam mit ihnen noch den 2. Band zu lesen. Gesagt – getan, und so haben wir wieder in hitzigen und abwechslungsreichen Diskussionen dieses Buch miteinander erlebt. Coverbild Diesmal in gelb ist dieses Cover analog zum 1. Band gestaltet. Aber anstatt roten Blüten sehen wir hier gelbe Schmetterlinge in den stilisierten Ästen umherflattern. Die Frauenfigur trägt diesmal ein gelbes Gewandt. Auch dieses Cover stammt von Carolin Liepins. Handlung Feyre und Tamlin kehren nach der Befreiung aus Amaranthas Schreckensherrschaft im Hofe unter dem Berg zurück an den Frühlingshof. Aber anstatt dort gemeinsam mit seiner Verlobten die wiedererlangte Freiheit zu erleben und zu genießen, beginnt Tamlin Feyre im Schloß einzusperren und komplett aus seinem Leben und Walten am Hofe auszuschließen. Gebeutelt von Albträumen rutscht Feyre immer mehr in traumatische Zustände und Phobien, ausgelöst allein schon an Erinnerungen an ihre Erlebnisse unter dem Berg. Doch der Handel, den sie mit Rhys eingegangen ist, zwingt sie an den Hof der Nacht und in die Hände des mächtigsten High-Fae, des größten Feindes des Frühlingshofes. Aber der Hof der Nacht birgt nicht nur einige Geheimnisse sondern auch Wunder. Und Rhys scheint nicht der zu sein, den er ganz Prythian vorgibt zu sein und Feyres Leben wendet sich um 180 Grad. Dem nicht genug, war Amarantha nur ein Vorbote der Gefahr, die aus Hybern droht. Denn der übermächtige König von Hybern plant einen Krieg und möchte ganz Prythian unterwerfen. Buchlayout / Haptik Auch diese über stattliche 720 Seiten sind zunächst in 3 Teile und insgesamt in 69 angenehm lange Kapitel eingeteilt. Wie im ersten Buch findet sich hier am Anfang eine kleine Karte, die Großbritannien als Prythian und Hybern darstellen. Leider finde ich das etwas einfallslos. Hier hätte sich die Autorin auch ruhig eine ganz eigene Welt einfallen lassen können. Idee / Plot Besonders interessant finde ich, dass nicht die im ersten Band eingeleitete Liebesgeschichte zwischen Tamlin und Feyre weiter breit getreten wird, sondern der ganze Plot insgesamt eine ganz andere Wendung bekommt. Der anfängliche größte Feind Rhysand zeigt sich plötzlich in einem ganz anderen Licht und wird zum kompletten Gegenteil von Tamlin. Feyre kämpft vor allem um ihre eigene Freiheit und ihren eigenen Willen. Sie will nicht mehr ausgegrenzt werden, dafür die Welt der Fae verstehen lernen. Sie muss ihre eigene Macht kennen lernen und lernen sie auch zu benutzen. Denn sie ist ein Teil von allen High-Lords und trägt von jedem einen Funken Magie in sich. Und hier merkt man nun die geschickt im ersten Band eingeleiteten Zusammenhänge, die erst später in diesem Buch aufgeklärt werden. Warum sich Tamlin und Rhys so sehr hassen. Und bei Tamlin bleibt immer mehr ein bitterer Nachgeschmack. Hat er im ersten Band aus wirklicher Liebe gehandelt, oder war alles von Anfang an nur Berechnung? Hat er Feyre nur benutzt und weiß er von ihrer möglichen Macht? Aber auch diese Fragen muss man sich bei Rhys stellen, denn auch er muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er Feyre nur für seine Zwecke benutzt hat. Emotionen / Protagonisten Feyre macht in diesem Band für mich eine komplette Wandlung durch. Ihre anfängliche Panik und Wut kommt bei mir sehr gut und authentisch an. Womit ich immer noch nicht so zurecht komme, sind die immer wieder sich wiederholenden, mantraartigen Gedankengänge mit Vorwürfen und der inneren Zerrissenheit, dass sie als Verlobte Tamlin eigentlich hintergeht und eine Verräterin ist. Ich finde es okay, dass sie eine Weile braucht, um sich von Tamlin abzunabeln, aber der Punkt kommt mir zu spät und der Weg dahin war mir zu sehr „Mimimi“. Ansonsten gefällt sie mir hier sehr viel besser als im 1. Band. Sie wirkt auch wesentlich reflektierter und mutiger. Tamlin erscheint nur recht kurz und kommt nicht sehr sympathisch rüber. So blass er mir am Ende des 1. Bandes war, so farblos geht es mit ihm auch weiter. Ich kann ihn einfach nicht fassen und nicht einschätzen, welche Absichten er wirklich hat. Aber ich schätze, dies ist von der Autorin auch so gewollt. Tja, Rhysand. Was soll ich dazu jetzt sagen. Ich denke, es ist verdammt schwer, ihn jetzt wirklich zu zeichnen. Da soll sich eigentlich jeder Leser sein eigenes Bild machen. Aber es ist bestimmt allen klar, dass sich zwischen Feyre und Rhys was anbahnt. Denn Rhys ist nicht wirklich der, den er der ganzen Welt außerhalb vom Hofe der Nacht weiß machen möchte zu sein. Und ganz ehrlich, ich finde ihn hier tatsächlich auch etwas zu überzeichnet „nett“ – also zu sehr lieb und zu sehr uneigennützig, das ist dann auch nicht so glaubwürdig. Ja, nach außen muss er eine Farce spielen, aber mir hat trotzdem eine Demonstration, die ständige Präsenz seiner unbändigen Macht gefehlt. Er ist mir fast schon zu weichgespült, da fehlt mir ein bisschen der bad-boy. Handlungsaufbau / Spannungsbogen Über das gesamte Buch gibt es immer wieder Längen und hineingeflochtene Geschichten, die mir zu ausführlich beschrieben waren. Die Handlung kommt eigentlich im gesamten Buch nicht wirklich in Schwung. Wären da nicht die ständigen prickelnden Momente zwischen Feyre und Rhys, die sich wie zwei Magnete anziehen und dann wie am Gummiband zurückschnalzen. Dieses Beziehungsdrama ist über das gesamte Buch hinweg eines der wenigen Treibmittel, um die Lesespannung anzuheizen. Die eigentliche Handlung, den Krieg zu verhindern, wird dadurch zu einem Nebenschauplatz mit vielen kleinen Geschichten und Scharmützeln, die den Spannungsbogen erst am Schluß in einem fulminanten Showdown in die Höhe schnellen lassen. Szenerie / Setting Diesmal dürfen wir nun auch den Hof der Nacht kennenlernen. Sarah J. Maas schildert hier eine wundervolle und facettenreiche Umgebung, von traumhaft schön bis mystisch gefährlich ist hier alles dabei. Die Ausschmückungen der Landschaft gefallen mir sehr gut, sind gekonnt dosiert eingesetzt. Was man aber von den Beschreibungen der Bekleidung nicht beheaupten kann. Das ist mir dann doch des öfteren zu viel. Es wirkt dann eher wie ein Kostümball und ich will eigenlicht nicht immer so genau wissen, wass die Figuren am Set gerade alles tragen. Die erotischen Szenen sind dafür wahnsinnig gut beschrieben. Zum Schluß hin war es mir dann aber einen Ticken zu ausführlich – und noch einmal – und noch einmal – ja schon fast animalisch. Die Autorin hat uns hier aber auch lange warten lassen und dann in einem alles rausgehauen, was möglich war. Definitiv kein Jugendbuch. Sprache / Schreibstil Sprachlich erfährt dieser Band gegenüber dem ersten eine enorme Steigerung. Die vielen … sind immer noch vertreten, haben mich aber nicht mehr so sehr gestört. Aufgefallen sind sie mir trotzdem. Auch ein paar kleinere Logikfehler sind immer noch dabei. Manchmal passt der Dirty-Talk irgendwie nicht zu dem doch eher High-Fantasy Setting, der etwas altertümlichen Sprachfarbe. FAZIT Insgesamt gefällt mir das Buch eigentlich ganz gut, hat leider ein paar Längen und zu viele ausführlich beschriebene Geschichten gleichzeitig. Die erotischen Szenen ist anfangs sehr gut, wird mir dann aber zu viel, bzw. nicht mehr Jugendbuch-tauglich und der Dirty-Talk passt da einfach nicht so rein.

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