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sursulapitschi

Posted on 23.6.2020

Na gut, vom Mittelteil einer Trilogie kann man nicht erwarten, dass Berge versetzt werden, noch dazu, wenn der Autor dafür bekannt ist, sich Zeit zu lassen. Tad Williams lässt sie alle Zeit der Welt und spinnt seine Geschichte weiter, gnadenlos, auf 10 – 20 Erzählebenen. Ich habe es nicht geschafft, sie zu zählen. Man hat ein bisschen das Gefühl, er möchte mit diesem Buch einen Ideencontest mit sich selbst bestreiten. Immer wieder erstaunt er mit Neuem, Wundersamen, Schaurigem, seltsame Wesen und zaubrische Orte jeder Art gibt es zu bestaunen. Es ist eine wahre Freude, nur wirklich, wirklich fordernde Lektüre. Inzwischen wird die Geduld des Lesers schon sehr auf die Probe gestellt. Die zahlreichen Erzählperspektiven wechseln schnell und immerzu. Nach spätestens 10 Seiten muss man sich auf einen Ortswechsel einstellen, manchmal schon nach zwei Seiten. Das ist anstrengend. Dazu muss man sich wirklich viele Personen und Missionen merken. Das umfangreiche Personenregister hilft ein wenig, aber nicht immer. Vielleicht braucht es auch langsam ein Stichwortregister zur Handlung. Beispielsweise trifft man auf Seite 488 endlich wieder Qina und Klein-Senneq, die sich irgendwann am Anfang des Buches auf die Suche machten, nur was sie suchen, habe ich vergessen. Ich glaube auch, dass es zuletzt im Vorgängerbuch angesprochen wurde, wer soll sich das merken? Wir haben inzwischen einfach zu viele Perspektiven am Start, als dass man jeder gerecht werden könnte. Vermutlich warten wir jetzt wieder mindestens ein Jahr lang auf die Fortsetzung, weshalb ich das Problem mit Quina und Klein-Senneq mit Gleichmut betrachte. Tad Williams schult einen wirklich in Geduld. Wenn wir eines Tages damit durch sind, ist dieses Buch auf jeden Fall das fetteste alle Epen. Und falls es dann sogar noch ein Ende bekommt, muss sich George R.R. Martin geschlagen geben. Ich bin gespannt.

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