nicole_leseeule_36
Man wird direkt in die Handlung geschmissen und erfährt erste Eigenschaften und Eigenarten über Ani. Eigentlich heißt sie TifAni richtig, aber wieso das so ist, muss man schon selbst lesen. Mit der Zeit wurde sie mir auch immer sympathischer und tat mir eigentlich überwiegend nur leid, mit dem was sie erfahren und erleiden musste. Als Jugendliche war sie eigentlich schon immer positiv und neugierig gestimmt, doch auch ziemlich naiv und treuherzig eingestellt. Mit der Zeit hat sie eine äußere Schutzmauer aufgestellt, doch im inneren ist sie total kaputt und unsicher, obwohl sie es nach außen anders darstellt. Ani hatte nur wenige Menschen um sich herum, die sie wirklich bestärkt haben in ihren Taten und Handlungen. Alle anderen versuchten eher sie passend zu machen. Einerseits dachte sie auch, wenn ich ein Idealbild von mir erschaffe, bin ich glücklich und zufrieden und werde akzeptiert, aber dem ist dann doch nicht so, da sie sich völlig verbiegt. Alles ist im Grunde nur Fake, außer was damals wirklich passiert ist. Doch Ani hat sich zu einer Persönlichkeit entwickelt und ist erfolgreich; sie versteht sich zu verkaufen und abzuliefern. Sobald sie erkennt, dass sie es nicht jedem Recht machen muss und sich wehrt, hat sie ihren Weg auch gefunden. Ihr Verlangen nach Selbstzerfleischung wird mehr als einmal deutlich. Das ganze Buch besteht zudem fast nur aus Antagonisten, nur wenige sind wirklich nett und die anderen entpuppen sich eher immer mehr als unmenschlich. Der Schreibstil war total angenehm, locker und recht flüssig zu lesen. Dadurch kam man schnell durch und blieb auch gespannt am Ball. Auch dass es zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt hat, hat mich nicht wirklich gestört. Die Wechsel an sich waren nur nicht immer so glücklich gewählt und auch nicht gekennzeichnet, so dass ich schon manchmal etwas verwirrt war und mich erst wieder in die jeweilige Situation reinfinden musste. Die einzelnen Kapitel haben eine gleichbleibende Leselänge. Die Geschichte wird alleinig aus der Sicht von Ani in der Ich-Perspektive erzählt, um sie ging es ja auch nun mal und ihr Leben. Was mir wirklich auch gut gefiel der unterschwellige Sarkasmus sowie die Ironie, die teilweise in der Gegenwart mitspielte. Sämtliche Emotionen (außer weinen) wurden bei mir beim Lesen bedient, von amüsanten Sachen, Wortgefechten, die gelungenen Analysen, Schockmomente, Überraschung, Ekel. Das Cover ist außergewöhnlich und wirklich schön. Eine ganz dunkellila Rosa, schon fast schwarz prangt auf einer dunklen Vorlage. Alleinig mit der Schriftfarbe bin ich nicht ganz glücklich, diese ist gelb und pink. Zudem steht direkt auf dem Cover, dass Ani FaNelli eine Mischung aus Carrie Bradshaw von Sex and the City und Amy Dunne aus Gone Girl wäre. Das konnte ich leider nicht bestätigen, darunter verstehe ich etwas anderes. Was mich etwas gestört hat, dass es immer eine Berg und Talfahrt war. Von einem spannenden und fesselnden Moment schwing es wieder in langatmige und etwas zerredende Abschnitte und so ging es das ganze Buch über. Und die Spannungsmomente waren wirklich gut, schockierend und unfassbar. Ein runder Mittelweg wäre besser gewesen. Dann habe ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, da auf Grund der Vorbeschreibung und dem Klappentext doch etwas anderes herauskam, aber war dennoch positiv überrascht. Ich hatte auch die ganze Zeit über das Gefühl, es würde noch etwas fehlen, irgendein Knaller, der noch nicht aufgedeckt wurde. Zum Schluss war zwar alles recht schlüssig, jedoch ein klitzekleines offenes Ende gehalten. „Ich sah, dass Erfolg Schutz bedeutete, und Erfolg hieß, den Sklaven am anderen Ende der Leitung zur Schnecke zu machen, in teuren Pumps durch die Stadt zu rauschen, sodass Passanten zur Seite sprangen, einfach weil man aussah, als hätte man Wichtigeres zu tun als sie.“ Mein Fazit: Letztlich eine total interessante und schockierende Story, die mich jedoch nicht völlig überzeugen konnte. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.