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dramaya

Posted on 22.6.2020

Biographie der Angst gegen das Vergessen Im Roman "Rote Kreuze" von Sasha Filipenko erzählt die über 90-Jährige Tatjana dem frisch zugezogenen 30-Jährigen Alexander ihre Lebensgeschichte – eine Biographie der Angst. Sie erzählt von ihren Erlebnissen in der ehemaligen Sowjetunion zu Zeiten während des zweiten Weltkriegs und danach. Ihre Erzählungen handeln von der Angst um ihre Familie, von der Angst, als Kriegsverbrecher zu enden, von den Schrecken in den Kinder- und Umerziehungslagern, von den dunkelsten Kapiteln der russischen Geschichte. Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Der Autor schafft es durch eine Mischung aus geschichtlichem Hintergrundwissen, Originaldokumenten, Gedichten und Liedtexten, Dialogen zwischen Alexander und Tatjana und einem außenstehenden Erzähler einen sehr authentischen, emotionalen und auch aufwühlenden Roman zu schreiben. Er nähert sich damit diesem wichtigen Thema durch unterschiedliche stilistische Mittel und schafft es so, die Wichtigkeit nochmals zu untermauern und ein Stück Zeitgeschichte literarisch zu dokumentieren um dem Vergessen entgegenzuwirken. Ich persönlich finde es schade, dass Sascha eher als Statist in der Geschichte auftritt und sich keine wirkliche Freundschaft zwischen den zwei Protagonisten entwickelt. Ansonsten finde ich aber insbesondere die Symbolsprache des Buches sehr außergewöhnlich gut: die roten Kreuze ziehen sich beispielsweise in unterschiedlichen Manifestationen durch das gesamte Buch. Das Buch selbst wird mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben und über einige der Textpassagen muss ich vermutlich noch eine Weile nachdenken, um deren Tragweite überhaupt komplett zu durchdringen. Ein sehr vielschichtiges Buch, dass es wert ist gelesen zu werden. Gegen das Vergessen!

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