thrillerleser
Nadja arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin und lernt bei der Arbeit Laura kennen. Laura mausert sich von der Kollegin zur besten Freundin und schlussendlich durch die Heirat mit dem Chef zur Vorgesetzten. Eines Tages hat Laura ein Problem und bittet Nadja um Hilfe. Nadja soll ihrer Freundin Laura helfen eine aussergewöhnliche Fracht in den Spreewald, ins Haus der Grossmutter, zu bringen. Nachdem ich " Liebes Kind " von der Autorin gelesen habe und das mir sehr gefallen hatte, war klar, dass ich auch ihr neustes Werk lesen muss. So habe ich mich gespannt ans Lesen gemacht und sehr schnell machte sich Ernüchterung breit. Denn statt einer zusammenhängenden Geschichte, hatte ich das Gefühl, gestückelte, kurze Passagen zu lesen. Natürlich ist es oft so, dass man, wenn man ein Buch mit mehreren Erzählperspektiven liest, Geduld haben muss, bis sich alles zusammen fügt. In " Marta schläft " ist es jedoch so, dass auch innerhalb der einzelnen Erzählstränge in der Handlung munter hin und her gehüpft wird. Chronologische Ordnung ? Fehlanzeige. Ständig kämpfte ich dagegen, mehr und mehr den Überblick zu verlieren. So habe ich 180 Seiten lang einfach gelesen, ohne gross zu denken, wie alles zusammenhängen könnte. Denn das, was in anderen Thrillern gerade das Bedürfnis weiterlesen zu wollen, anregt, wird hier von der Autorin vorenthalten. Die Vermutungen und die Spannung, was geschehen sein könnte, wird mit dem wirren Aufbau der Geschichte zunichte gemacht. Klar, man muss als Autor dem Leser nicht alles von Beginn weg auf dem Silbertablett servieren. Man kann kryptisch bleiben um die Spannung hinauszuzögern. Aber was Romy Hausmann hier bietet Punkto Verwirrung ist übertrieben. Und als sich die Verbindung der einzelnen Stränge dann endlich zeigt, ist die so banal, dass es schon fast zum Lachen ist. In einem Strang steht Nadja im Mittelpunkt, die für eine Freundin in eine sehr dumme Situation gerät. Nadja habe ich als durch und durch depressiv erlebt. Sie zeigt zudem Tendenz sich in eine Opferrolle zu katapultieren. Dieses Schwermütige und Depressive hat mich irgendwann nur noch genervt. Die Vergangenheit der Figur, die als 15jährige in eine brisante Situation geraten ist, empfand ich als sehr konstruiert. In einem weiteren Strang bekommt man als Leser Briefe zu Gesicht, die … sagen wir mal … sehr undurchsichtig sind. Lange Zeit habe ich die Bedeutung, oder überhaupt eine Bedeutung, nicht verstanden. Und dann ist da noch der Strang um eine unglücklich verliebte Frau. Deren Schicksal und Leben mich am meisten berührt hat. Diese Geschichte geschieht 4 Jahre vor dem Strang um Nadja. Was das Ganze schlussendlich mit der Hauptgeschichte um Nadja zu tun hatte, blieb mir auch nach der Beendigung des Buches ein Rätsel. Ich habe mich gefragt, wie Romy Hausmann es fertig bringt, ihre Figuren so unnahbar und kalt zu charakterisieren? Und das nach dem Thriller " Liebes Kind " ??? Ich hatte null Gefühle, Empathie oder Verständnis für die Figuren in " Marta schläft ". So leierte sich die Story ordentlich aus. Dazu kommt ein Plot, der so überkonstruiert ist, dass man sich, gelinge gesagt, veräppelt vorkommt. Die Autorin beweist zum Glück, dass sie es besser kann mit und in " Liebes Kind".