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gwyn

Posted on 19.6.2020

Eine autobiografische Geschichte über eine Patchworkfamilie, stilistisch als Graphic Novel umgesetzt. Aus der Sicht des Kindes erzählt Nando von Arb von seiner eigenen Kindheit: Aufwachsen mit zwei Halbgeschwistern und einer alleinerziehenden Mutter, die dabei oft an ihre psychischen und finanzielen Grenzen stößt. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, die Kinder vor allem Schlechten zu beschützen. Die Flügel der Vogelmutter tun sich auf. Drei Väter gehen in diesem Haushalt ein und aus: Nandos leiblicher Vater, er hat sich von der Mutter getrennt, als Nando zwei Jahre alt war; Kiko, der Vater seiner älteren Schwestern, der glaubt, die Mutter zurückgewinnen zu können, und Zelo, der neue Partner der Mutter. Zu jedem dieser drei Männer hat Nando eine eigene Wahrnehmung, seinen Bezug, eine besondere Verbindung. Arbs Mutter wird als Vogel dargestellt, mal mit gebrochenen Flügeln, mal beschützend, die Kinderschar unter den Fittichen bedeckt. Der Vater ein Wolf, ein Schakal, er hat etwas Imposantes, etwas Bedrohliches. Kiko ist der Clown auf langen staksigen Beinen – immer verlässlich zur Stelle, der Typ, mit dem man Spaß haben kann – aber den man nicht wirklich ernst nimmt. Die Mutter benutzt ihn, weil sie ihn braucht – dabei sie mag nicht eine Minute länger mit ihm verbringen, als sie muss. Der Typ, der vorn hübsch aufbaut, und mit dem Hintern wieder alles zerstört. Zelo der mächtige, sanfte Riese kann trösten, erklären. Es fällt dem Jungen aber schwer, seine Hilfe anzunehmen. Symbolhaft drücken die Zeichnungen aus, was Worte nicht können. Es gibt auch nicht viele Worte, immer weniger zum Ende, die Zeichnungen sind prägnant, benötigen keine Erklärung. Fast grobschlächtig – doch dabei eindeutig klar rücken die Figuren in den Vordergrund. Die Mutter mit abgehacktem Flügel in roséfarbenen Hintergrund, das Rosé im nächsten Bild, aus ihr herausfließend, die Mutter, die alles gab, um die Kinder zu ernähren – die heimlich in den Staubsauger weint. Ein eindrucksvolles Werk. «Drei Väter» wurde an der Hochschule Luzern in der Sparte Bachelor Illustration Fiction mit dem Förderpreis zeugindesign-Stiftung 2018 ausgezeichnet, war auf der Shortlist des Rudolph Dirks Award 2019, ist auf der Shortlist des Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2020, sowie in der Endauswahl des Prix Delémont BD, bester Schweizer Comic. Nando von Arb ist 1992 in Zürichgeboren, machte eine Ausbildung zum Grafiker, die er 2018 in der Illustration Fiction an der Hochschule Luzern abschloss und arbeitet seitdem als freier Grafiker und Illustrator in Zürich.

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