Marcus Jordan
ich habe das in persönlicher und Corona-Krise gelesen...insgesamt mit, vorsichtig gesagt, sehr schlechter Laune. Es hat etwas geholfen. Das liegt daran, dass einem beim Lesen bewusst wird, dass es für viele ziemlich übermächtig erscheinende Probleme durchaus Lösungsansätze gibt, aber wir lediglich nicht handlungsfähig genug sind. Schlimm genug, aber dennoch angenehmer, als zu denken, dass es keine denkbaren Lösungswege gibt. Es hat mir "erfrischt" zu erfahren, dass die USA unter Nixon (!) schon einmal ganz kurz davor waren ein bedingungsloses Grundeinkommen zu realisieren. Es war ermutigend von diversen spektakulär erfolgreichen Modellversuchen zu erfahren, die Armut und Obdachlosigkeit radikal reduzieren. Es ist gut zu sehen, dass wir uns tatsächlich "nur" trauen müssen Utopien zu denken und zu versuchen. Politik ist eben nicht die Kunst des Machbaren, sondern die Aufgabe, die Grenzen des Machbaren zu verschieben. Und wer Visionen hat, sollte eben nicht zur Arzt, sondern in den Bundestag gehen oder eine Firma gründen. Bregman phantasiert hier nicht von einer neuen, linken Revolution, sondern sein Ansatz ist absolut realpolitisch. Eben den Kapitalismus retten - und zwar vor den Kapitalisten. Er argumentiert aus der Mitte der Gesellschaft heraus und insofern ist dieses Buch vermutlich eine ziemlich famose Provokation für Libertäre und Pseudo-Konservative, die eigentlich nur mit der Abmauerung ihrer Privilegien beschäftigt sind. Lesen und Verschenken!