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seehase1977

Posted on 18.6.2020

Zum Inhalt: USA in den neunziger Jahren: Acht Bewohner, die sogenannten Terranauten, sollen für zwei Jahre in einem geschlossenen und autarken Ökosystem leben. Der riesige Kuppelbau, genannt „Ecosphere 2“ umfasst Bereiche aus Savanne, Wüste, Mangrovensumpf, Ozean sowie außerdem intensive Landwirtschaft und Wohnraum für die Bewohner. In der zweijährigen Einschlusszeit darf keiner dieses abgeschlossene System verlassen oder betreten – egal was passiert - da sonst die Mission als gescheitert gilt. „Ecosphere 2“ und seine Bewohner sind Presse- und Tourismusmagnet, Menschen und Fernsehteams drängen sich an die Scheiben des Megaterrariums. Es herrscht Stimmung wie bei einer Reality-Show. Sind die acht auserwählten Terranauten zuerst noch ein unzertrennliches Team mit dem alleinigen Bestreben, „Ecosphere 2“ am Leben zu erhalten, so dominieren nach einiger Zeit doch Eitelkeit, Neid und Rivalität das Leben der Bewohner. Dann wird die Terranautin Dawn schwanger. Ist die Mission „Ecosphere 2“ dadurch zum Scheitern verurteilt? „Die Terranauten“ von T.C. Boyle ist mein erstes Buch des bekannten Bestseller-Autors, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen und meine Neugier. Das Thema hat mich gleich angesprochen. Acht auserwählte Personen führen ein autarkes Leben unter Glas, in einem riesigen Kuppelbau, unter fast ständiger Beobachtung durch die Öffentlichkeit und durch Mission Control, die fast sektenhaft über ihre Mission und die Teilnehmer dieser wacht, angeführt von Gottvater, dem Herr über all das und absoluter Oberguru. Nach dem medienpräsenten und ruhmreichen Einschluss beginnt das Leben für die Terranauten in ihrer eigenen kleinen Welt harmonisch und voller Euphorie. Jeder weiß, was seine Aufgaben sind und doch weicht das Neue und Aufregende bald einem entbehrungs- und arbeitsreichen Alltag. Der Ton untereinander wirt härter und bald herrschen Rivalität und Missgunst vor. Das alles erlebt der Leser jeweils aus dem Blickwinkel der drei Hauptprotagonisten Ramsey, Dawn und Linda. Boyle gelingt es, die Veränderungen, die die Gruppe und jeder Einzelne im Laufe des Projektes durchlebt, nachvollziehbar und authentisch widerzuspiegeln. Sympathie konnte ich leider für keinen der Protagonisten so richtig empfinden, alle hatten irgendewas, was mich gestört hat. Linda war dauerfrustriert und eifersüchtig, Dawn war mir zu egoistisch und Ramsey irgendwie zu berechnend. T.C. Boyles Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, flüssig und angenehm zu lesen. Das Leben in "Ecosphere 2" und die Geschehnisse hinter den zahlreichen Glasscheiben waren für mich zum größten Teil wirklich interessant und kurzweilig zu lesen, allerdings hat das Buch auch seine Längen und Wiederholungen, die Spannung und mein Interesse leider ab und an absinken ließ. Auch die Dschungelcamp-Reality-Show-Stimmung war mir manchmal etwas zu viel. "Die Terranauten" von T.C. Boyle ist für mich trotz einiger Längen, langatmigen Passagen und Dschungelcamp-Feeling absolut zu empfehlen. Der Einblick, den der Autor seinen Lesern in das Leben der acht Terranauten in ihrem eigenen Ökosystem gewährt, ist interessant und spannend, fast schon etwas voyeuristisch. Was mir neben dem für mich absolut gelungenen Cover besonders gut gefallen hat ist, dass die Geschichte an ein tatsächliches Experiment in den 90er Jahren anlehnt. Auf einer Fläche von 1,6 Hektar wurde nördlich von Tuscon, Arizona ein Kuppelbau errichtet, der ein Volumen von 204.000 Kubikmeter umschließt und in dem mehr als 6000 Glasscheiben verbaut wurden. Der technische Aufwand war enorm. Das Projekt gilt nach zwei erfolglosen Versuchen autarkes Leben unter der Kuppel zu führen, als gescheitert. Für Boyle und seine Charakterstudie über die Terranauten gibt es eine, wenn auch nicht uneingeschränkte Leseempfehlung.

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