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tintenwelten

Posted on 17.6.2020

Agnes und die Mitbewohner ihrer Senioren-WG haben eigentlich mit sich selber und den Tücken des Alters genug zu tun. Doch dann wird nicht nur im Garten der Nachbarn eine Leiche gefunden, sondern auch in ihrem eigenen! Klar, dass sich Agnes, Charlie, Edwina, Bernadette, Winston und der Marshall zusammen mit Schildkröte Hettie und Wolfshund Brexit in die Mordermittlungen stürzen. Allerdings werden sie dabei durch die eigene Gebrechlichkeit, ihr schwindendes Gedächtnis und sogar durch die Polizei behindert. Sie folgen Spuren zum örtlichen Kaffeetreff, dem dubiosen Seniorenheim „Lindenhof“ und auch in die eigene Vergangenheit. Denn hat nicht jeder das ein oder andere Geheimnis? Die kleine Senioren-Gruppe samt tierischer Unterstützung funktioniert zwar verdammt gut, jedoch eher an das Tempo der Schildkröte angepasst. Denn Agnes hat ein Hüftleiden, Bernadette ist blind, Winston ist Rollstuhlfahrer. So richtig als fit bezeichnen kann man wohl nur „die Neue“ Charlie und Edwina, die eine große Yoga-Anhängerin ist. Auch wenn der Marshall noch recht gut zu Fuß und geübt im Umgang mit dem Computer ist, so plagen ihn doch zunehmend Gedächtnislücken. Dementsprechend gestalten sich auch die Ermittlungen oft als eher schwierig, weil wichtige Erkenntnisse schlichtweg vergessen werden. Es stellt sich dank der geistigen Verwirrung des ein oder anderen Protagonisten auch schon mal die Frage, ob bestimmte Ereignisse tatsächlich der Wirklichkeit entsprechen oder vielleicht nur Einbildung sein könnten. Um den Fall trotz all dieser Handicaps doch lösen zu können, schrecken die Senioren auch nicht vor unkonventionellen Methoden nicht zurück. Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Perspektive von Agnes geschrieben, letztendlich kommt aber jeder Mal zu Wort, selbst Schildkröte Hettie! Der Schreibstil ist einnehmend und so ist es Leonie Swann nach „Glennkill“, „Garou“ und „Dunkelsprung“ wieder gelungen mich in ihren Bann zu ziehen. Der Humor ist gewohnt trocken, wenn nicht schon fast schwarz. Ich musste einige Male schmunzeln und habe mich gut unterhalten gefühlt. Aber natürlich behandelt das Buch auch ernstere Themen. Das Altern und seine Folgen spielen ebenfalls eine große Rolle: Gebrechlichkeit, Vergesslichkeit, geistige Verwirrung, der Schrecken eines Seniorenheims, die Angst vor Abhängigkeit, dem Ausgeliefertsein, seine Würde zu verlieren, nicht mehr selbstbestimmt entscheiden zu können und der Einsamkeit. Man sieht, das ist harter Tobak und so stimmt das Buch zusätzlich nachdenklich, macht betroffen oder auch traurig. „Mord in Sunset Hall“ ist ein skurriles Cosy Crime mit liebenswerten, amüsanten und vor allem authentischen Charakteren. Besonders zu erwähnen ist aber auch der trockene Humor, der auch ernstere Themen „nett“ verpackt.

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