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Lara

Posted on 16.6.2020

Ein absoluter Treffer sind ja meistens die Bücher, bei denen einen erst das Cover anspringt, einen nicht mehr loslässt und einen dann auch noch der Klappentext absolut überzeugt. Dazu zählt auch "Dark Palace - 10 Jahre musst du opfern". Hier erwartet den Leser ein fantastisches Fantasy-Abenteuer, dass in jedweder Hinsicht vollkommen überzeugt. Grundlage ist ein Gesetz, das vorsieht, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens 10 Jahre als Sklave in den dafür vorgesehenen Gebieten und Einrichtungen verbringen muss. Abgesehen von den Ebenbürtigen, jener Schicht, die mit "Geschick" gesegnet ist und gewissermaßen die Macht innehat. Auch Luke und seine Familie stehen plötzlich vor dem Beginn ihrer Sklavenzeit und mit einem Schlag ändert sich ihr komplettes Leben. Zumal sie kurz vor Antritt getrennt werden und während der Großteil der Familie zu den Jardines nach Kyneston berufen wird, wie sie es geplant hatten, landet Luke in der Sklavenstadt Milmoor. Soll es das jetzt wirklich für die nächsten 10 Jahre gewesen sein? Was ich an diesem Buch besonders faszinierend fand, ist die Thematik. Das muss man sich mal vorstellen, irgendwann muss man sich dazu aufraffen, seinen 10 Jahre dauernden Sklavendienst anzutreten. 10 Jahre weg vom Fenster, weg von dem Leben, das man kannte. Man weiß nicht, was einen erwartet und auch, wenn man nach der abgeleisteten Zeit wieder nach Hause darf, ist es ja doch erstmal eine lange Zeit bis dahin. Eine wahnsinnig spannende Grundidee, die hinter diesem Buch steckt und die jede Menge Potenzial aufwirft. Zum Einen die Tatsache, wie eine Familie mit dieser Entscheidung umgeht. Dann der Punkt, dass ein Familienmitglied plötzlich ganz alleine auf sich gestellt ist. Und was passiert dann? Was macht diese Sklavenzeit aus einem Menschen? Welche Auswirkungen hat sie insbesondere auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit? Und welchen Einfluss hat diesbezüglich der Ort, an den man gebracht wird. Geht es denen, die es "leichter" treffen, wirklich besser, als den anderen? Jede Menge Fragen, die hier in diesem Buch sehr interessant beleuchtet werden. Ich war wirklich gefangen in dieser fiktiven Welt und es ist der Autorin mühelos gelungen, die Vorstellungskraft beim Lesen wunderbar anzuregen. Man trifft beim Lesen auch auf viele unterschiedliche und undurchschaubare Charaktere, bei denen jeder seine ganz eigene Geschichte hat und man hat wirklich an der Frage zu knabbern, wer denn nun eigentlich auch der ist, der er nach außen vorgibt zu sein. Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Eine Regierungsform wie diese, aufgebaut auf dem Rücken anderer Menschen, mit einer Obrigkeit, die sich nicht darum schert, was das Ganze mit den Leuten macht. Nur weil jemand "Geschick" besitzt, ist er etwas besseres. Eine stramme Hierarche, die sich auf etwas gründet, was eigentlich beinahe an Magie grenzt. Und doch bin ich nicht so ganz dahintergestiegen, was GENAU nun eigentlich dieses "Geschick" ist. Es ist eine sehr neblige Angelegenheit und nicht so richtig durchschaubar. Die Autorin hat mit der Grundlage dieses Buches eine faszinierende Welt geschaffen, die einen (trotz ihrer teils makaberen teils heftigen Entwicklungen) vollkommen in ihren Bann zieht. Der Schreibstil ist sehr bildlich und man taucht vollkommen darin ein. Die Kapitel sind immer aus der Sicht verschiedener Personen geschrieben, die in der Handlung eine große Rolle spielen. Das ermöglicht den Einblick in viele verschiedene Köpfe und macht es zum einen spannender und intensiviert zum anderen das Verständnis der einzelnen Charaktere. Eine bunte Mischung aus dramatischen Elementen, Geheimnissen und Mysterien, Gesetzen und Hierarchien und dazwischen jede Menge Gefühle und Emotionen. "Dark Palace" ist definitiv ein Buch zum Nachdenken, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und fasziniert.

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