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Akantha

Posted on 16.6.2020

„Feuerrot“ von Nina Blazon spielt in Ravensburg im Jahre 1484. Magdalene – Madda – ist Magd im Hause der reichen und angesehenen Kaufmannsfamilie Humpis. Bald gibt es ein neues Gesicht in der Stadt. Der Inquisitor Kramer soll nachforschen, ob die anhaltenden Unglücke in Ravensburg auf Hexerei zurückzuführen sind. Madda begegnet er von Anfang an missgünstig, doch während alle im Hause Humpis mit dem Besuch eines italienischen Kaufmannssohns beschäftigt sind, beginnt in der Stadt eine Hexenjagd. Und schließlich wird auch Madda angeklagt. Ich lese sehr gerne historische Romane und habe auch schon einige beendet, in denen Hexenverfolgung eine Rolle spielte. Hier wusste ich allerdings nicht, worauf ich mich einstellen muss, war die Lektüre doch als Jugendbuch gekennzeichnet (und außerdem aus dem Ravensburger Verlag, der vor allem für dieses Genre bekannt ist). Erwartet habe ich eine jugendliche Liebesgeschichte im mittelalterlichen Setting mit dem Thema Hexenverfolgung als Hintergrund. Doch ich wurde überrascht. Natürlich gibt es einige Erzählstränge rund um die Liebe. Aus der Perspektive mehrere Charaktere erfährt der Leser deren Wünsche und unerfüllte Sehnsüchte und kann sich schnell zusammenreimen, wem wohl mit welcher Person ein glückliches Ende beschieden sein wird. Aber die Ereignisse der Hexenverfolgung nehmen einen ganz und gar nicht unwesentlichen Teil der Geschichte ein und sind zudem historisch fundiert. Heinrich Kramer, Verfasser der Hexenhammers, wird – wie aus dem Nachwort hervorgeht – fast ausschließlich mit Zitaten aus seinem Werk wiedergegeben. Auch ein Großteil der angeklagten Frauen und andere wichtige Personen aus der Stadt hat es so gegeben. Liest man die Zitate aus dem Hexenhammer und Kramers Meinungen zu Folter, wird dem Leser ganz anders zumute. Stellenweise konnte ich nicht mehr als einige Seiten am Stück lesen, danach brauchte ich etwas Fröhliches zur Ablenkung. Am Ende aber auch noch zu erfahren, dass die Begebenheiten sich genau zu dieser Zeit, genau dort und fast genau so abgespielt haben, hat ebenfalls einen herben Beigeschmack. Ich war wirklich beeindruckt von der Tiefe der Erzählung und den Gefühlen, die das Buch transportiert hat, die überhaupt nicht so oberflächlich waren, wie ich vor Beginn der Lektüre vermutet hatte. Für meinen Geschmack hätten die Liebesgeschichten kürzer ausfallen können, aber eine führte zu einer Intrige, die ich so nicht habe kommen sehen und die wieder spannend zu lesen war. Dadurch nimmt die Geschichte aber erst relativ spät Fahrt auf. Vorher gibt es viele Stellen, die der Leser, der weiß, dass es um Hexenverfolgung geht, wachsam aufnimmt in dem Wissen, dass diese Taten oder Worte Madda später zum Verhängnis werden können. Aber erst als sie verhaftet wird, kann man das Buch kaum aus der Hand legen, zu groß die Sorge, was ihr wiederfahren wird, ob und wie sie freikommt. Ich bin immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen, warum das Buch als Jugendbuch eingestuft wurde. An eine explizite Altersangabe von Madda kann ich mich nicht erinnern. Nach Gefühl könnte sie alles zwischen 14 und 25 Jahren alt gewesen sein. Ich würde „Feuerrot“ klar als historischen Roman definieren. Auf der einen Seite ist er durch einen Glossar, der wirklich viele Basis-Begriffe erklärt, für Einsteiger in dieses Genre gut geeignet. Auf der anderen Seite sind die Thesen bei der Hexenverfolgung und vor allem auch die Folter (wenn auch hier nicht explizit erzählt) keine leichte Kost. Zusammenfassend hat mich das Buch positiv überrascht. Die historische Korrektheit und die negativen Gefühle, die es vermittelt sind ganz große Pluspunkte. Die Liebesgeschichten waren etwas zu vorhersehbar und auch das Ende ein wenig zu rosig. Insgesamt komme ich daher zu 4 von 5 Sternen.

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