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marcello

Posted on 16.6.2020

Sarina Bowen hat sich in den letzten Jahren spielerisch leicht mit ihren Reihen in mein Herz schreiben können, denn sie hat prickelnde Romantik stets mit sehr dramatischen Geschichten garnieren können, wobei natürlich „True North“ deutlich erwachsener vom Stil her wirkte als die „Ivy Years“, bei denen ich etwas mehr zu mäkeln hatte, die aber dennoch andere Reihen des gleichen Stils problemlos hinter sich lassen konnten. Mit „Never Let Me Down“ steht nun ein Einzelband an, den man vom Klappentext her nicht richtig einordnen konnte, der aber nach der Lektüre ganz eindeutig YA zuzuordnen ist. Bevor ich zu NA kam, war ich natürlich ganz logisch bei YA gut aufgehoben. Vor etwa zehn Jahren waren das auch noch Bücher, in denen es natürlich oftmals um eine Liebesgeschichte ging, wo aber mehr als ein paar keusche Küsse nicht erwünscht waren, womit ich vor dem Hintergrund der eigentlichen Zielgruppe auch absolut leben konnte. Heute aber sind selbst diese Bücher oftmals mit Sexszenen ausgestattet, da kommt „Never Let Me Down“, wo es nur kleinere Andeutungen gibt, sehr bieder daher. Und natürlich muss man sagen, dass es für Bowen extrem ungewöhnlich ist, die Sexszenen sehr gut beherrscht und davor auch nie zurückscheut. Aber es ist YA und deswegen finde ich es lobenswert, dass sie sich auf andere Aspekte fokussiert und zielgruppengerecht geschrieben hat. Ich fand es zunächst sehr ansprechend, dass der Bezug zu der Musik, den diese Geschichte hatte, auch durch die unterschiedlichen Teile, die mit Fachbegriffen versehen waren, unterstützt wurde. Zudem waren diese Begrifflichkeiten auch stets passend gewählt, so dass es schon von Anfang an gut durchdacht wurde. Ansonsten konnte man schnell feststellen, dass es in „Never Let Me Down“ nicht in erster Linie um eine Liebesgeschichte ging. Es gab natürlich eine, auch eine unheimlich süße, aber mit Jake hatten wir eine unheimlich nette Figur, ohne Ecken und Kanten, die er aber auch nicht brauchte, weil es eben nicht vorrangig um ihn und Rachel ging, sondern um sie alleine. Es geht in diesem Buch um Selbstfindung, seine Wurzeln zu begreifen, um die eigene Identität zu manifestieren. Diese Reise zu sich selbst ist ein gern gewähltes Thema bei Jugendbüchern, von daher passte hier auch alles. Dennoch muss man insgesamt sagen, dass die Geschichte trotz guter Ansätze nur an der Oberfläche gekratzt hat. Es hat zwar viele Wendungen gegeben, das Buch war auch unheimlich schnell zu lesen, aber gewisse Kniffe, gewisse emotionale Momente, die man sich gewünscht hätte, die kamen nicht. Am Ende blieben sogar kleinere Fragen offen und ich hatte sogar das Gefühl, dass „Never Let Me Down“ an dieser Stelle noch gar nicht zu Ende war. Somit ziehe ich am Ende des Fazits, dass es für Sarina-Bowen-Fans sicherlich eine ungewöhnliche Lektüre ist, die aber genau auf die beabsichtige Zielgruppe zugeschnitten ist. Aber auch wenn ich das Buch für das beurteile, was es sein will, komme ich doch zu dem Ergebnis, dass es leider zu oberflächlich und teilweise auch lückenhaft geworden ist. Es ist absolut okay und es waren auch angenehme Lesestunden, aber „Never Let Me Down“ ist definitiv weit davon entfernt ein Buch zu sein, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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