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lindea

Posted on 15.6.2020

Die Autorin Antje Waldschmidt erzählt in „Kein Tee mit Mugabe“ von ihrer Backpacker-Reise durch das südliche Afrika.Schon etwas Afrikaerfahren startet sie ihre Reise in der größten Stadt Südafrikas - in Johannesburg und nimmt den Leser mit durch Mosambik, Simbabwe und Sambia, wo das Ende der Reise durch den gebuchten Rückflug von Lusaka nach Deutschland von vornherein feststeht. Typisch für diese Länder ist, dass sie derzeit leider wenig Tourismus erfahren und man eher selten auf Touristen trifft. Waldschmidts Art des Reisens, nämlich allein, Übernachtung in einfachen Unterkünften und viel zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln/Minibussen führen dazu, dass es zu zahlreichen zufälligen Begegnungen mit Einheimischen kommt und hin und wieder mal mit gleichgesinnten Backpackern. Der Leser erfährt durch die sensiblen und respektvollen Gespräche viel über Land und Leute, was weniger in einem Touristenführer nachzulesen wäre. Warum führt der SimbabwerJohannes beispielsweise eine Fernbeziehung, warum Polygamie, warum in Simbabwe wohnen und in Mosambik arbeiten oder warum kaufen die in Mosambik lebenden Blumenverkäuferinnen ihre Blumen im entfernten Simbabwe. Besonders beeindruckt hat mich die Geschichte um die Kariba-Talsperre. Die Autorin schildert ihre Erlebnisse und Eindrücke und nutzt diese, um den Leser auch Hintergrundinformationen zu vermitteln. So wie ich das Buch verstehe, ist es nicht Anliegen der Autorin, vordergründig Geschichte und Politik der besuchten Staaten zu analysieren, sondern auf unterhaltsame Weise Episoden ihrer Reise im gesellschaftlichen Kontext zu erzählen. Nicht zu kurz kommt bei der Autorin der Blick für Natur und Umwelt. So beschreibt sie sehr bildlich und nachvollziehbar das Paradies: die faszinierenden unberührten Inseln, Puderzuckerstrände und tolle Sonnenuntergänge. Mir hat gefallen, dass sich die Autorin bis zuletzt treu geblieben ist und vorurteilsfrei die Dinge aufgenommen und authentisch beschrieben hat. Im Zeitalter, wo sehr viel Bilder und Geschichten in den sozialen Medien veröffentlicht werden, finde ich es angenehm, dass die Autorin zwar sehr viel Persönliches verarbeitet hat, sich jedoch nicht in den Vordergrund gerückt hat. Insofern fand ich das Bildmaterial auch angemessen. Mir hat der Reisebericht in seiner Mischung sehr gut gefallen. Vor allem durch die Begegnungen und die Art der Fortbewegung war es weitaus mehr, als das, was ein Tourist erlebt. Die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einschübe finde ich sehr gelungen, weil sie einfach den Reisebericht gut ergänzen. Auf jeden Fall interessant, spannend und lesenswert - auch wenn man selbst so eine Reise nicht unternehmen würde.

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