lindea
Ada und Toni treffen sich nach dem Tod ihrer Mutter im Elternhaus an der Ostsee, um den Haushalt aufzulösen und das Haus mit Garten und Bootshaus für den Verkauf vorzubereiten. Die Schwestern, die in dem Haus ihre Kindheit und Jugend verbrachten, nunmehr in den Vierzigerin sind, haben sich auseinandergelebt. In den gemeinsamen Tagen an der Ostsee werden sie auf verschiedene Weise mit Ihrer Vergangenheit konfrontiert und das verbindet. Sie nähern sich wieder an, sodass es ihnen möglich wird, sich der Schwester gegenüber zu öffnen, sich ihren Problemen und Sehnsüchten bewusst zu werden und die Schwester auch teilhaben zu lassen. Beide nehmen Abschied von der Mutter, von ihrem Elternhaus und haben Lösungen für einen Neuanfang. Die Schwestern, die vom Charakter unterschiedlicher nicht sein können, die eine wild und kreativ, die andere eher ruhig und strukturiert, verleben eine schöne Kindheit in ihrem Elternhaus. Es sind dann die Ereignisse, die die Unterschiedlichkeit der Schwestern noch verstärken und das Auseinanderleben fördern. Da ist die Scheidung der Eltern, die die jüngere Schwester Ada (wahrscheinlich altersbedingt) mehr trifft und da ist ihre große Liebe, die nicht zur Familiengründung führt, sondern zerbricht. Toni dagegen gründet eine Familie und ist Lehrerin geworden. Die Lebenswege der beiden Schwestern entwickeln sich nun grundverschieden. Ada lebt als Singel ein freies Leben und widmet sich nach dem Studium vor allem ihrem künstlerischen Schaffen, und Toni ist als berufstätige Mutter und Ehefrau voll eingespannt und denkt am wenigsten an sich und ihre Partnerschaft. In dem Roman erfährt man über diese Zeit des Auseinanderlebens nur sehr wenig. Ada hatte mit Sicherheit mehr Freiräume als ihre Schwester. Warum hat sie die Verbindung zur Schwester nicht gesucht bzw. aufrecht erhalten. War es bei Toni nur die fehlende Zeit, innige Kontakte zur Schwester zu pflegen? Die Autorin lässt hier zwei Jahrzehnte im Leben der Schwestern weitestgehend offen und die Leser*innen müssen ihre Fantasie spielen lassen oder können über ihr eigenes Leben und die Beziehungen zu ihren Geschwistern und Eltern reflektieren. Erst der Tod der Mutter bringt die sich fremd gewordenen Schwestern emotional wieder zusammen. Es sind die Erinnerungen an eine schöne Kindheit, liebevolle Eltern in einer wunderschönen Gegend an der Ostsee, die wieder aufleben. Zudem hinterlässt die Mutter einen sehr herzergreifenden Brief an ihre Töchter, schreibt über ihre kleinen Geheimnisse und eine Art Vermächtnis. Schade finde ich, dass insbesondere das gute Verhältnis von Ada zu ihrer Mutter nicht zu mehr Kommunikation und Vertrauen zwischen ihnen geführt hat. Es ist schon traurig, dass es häufig solch einschneidender Ereignisse bedarf, um das Auseinanderleben zu unterbrechen, aber leider eine sehr alltägliche Situation, die von der Autorin in ihrem Roman aufgegriffen wird. "Zwei Wochen im Juni" ist eine alltägliche, leise Geschichte, die berührt und nachdenklich stimmt. Das Buch liest sich flüssig. Die Wechsel zu kursiver Schrift helfen den Leser*innen, sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart gut zu orientieren. Fazit: sehr empfehlenswert.