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himmelsvogel

Posted on 15.6.2020

„Das Leben ist tragisch, weil die Erde sich dreht und die Sonne unerbittlich auf und untergeht und eines Tages für jeden von uns, ein letztes Mal untergehen wird.“ - James Baldwin Seite 111 Wahre Worte. James Baldwin findet auf den erste Blick sehr oft Worte, die auf einen Christen sehr ungläubig klingen mögen. Doch Baldwin hat hier kein Werk geschaffen, welches durch und durch über Christen herzieht – keineswegs. In den Essays, kann man sehr deutlich seine Gefühls- und Gedankenwelt mitverfolgen, da er sie sehr offen darlegt. Der Verfasser erzählt von einem Jahrestag, an dem sich die Befreiung der Sklaven zum 100. Mal nähert. Ein Jubeltag sollte man meinen, doch ist er dies keineswegs. Bereits im Jungendalter muss Baldwin feststellen, dass die Welt nicht der rosige Ort aus seiner Kindheit ist. „Beschützt eure Frauen: in einer Kultur, die Männer entmannt und Frauen missbraucht und die Männer zwingt, vom Broterwerb der Frauen abzuhängen.“ – Seite 97 Die Rassentrennung steht an der Tagesordnung. Er muss dabei zusehen, wie seine Freunde sich dem System in dem sie Leben beugen, um nicht erdrückt zu werden. Sie verfallen dem Alkohol und Gewalt, das System, in dem die Weißen sie wie „moderne“ Sklavenhalter benutzen, sie nicht nach einer besseren Zukunft streben lässt. Baldwin drohte das Gleiche, wenn sein Freund ihn nicht in seine Gemeinde mitgenommen hätte. Dort durchlebte er eine Zeit in der er Erlösung und auch einen Sinn im Leben findet. Doch er verliert nicht die bittere Realität aus den Augen, welche außerhalb der Kirchenmauern vor sich geht, in der die Weißen an der Macht sind und Menschen, die wie er eine dunkle Hautfarbe haben, wie Tiere behandelt werden. Die Grausamkeit, welche klar vor seinen Augen liegt, lässt ihn zu dem Entschluss kommen, dass Gott weiß ist und da die Kirche von weißen Menschen, die in einem Moment brav in der Kirche beten und im nächsten Moment Schwarze wie Sklaven, als minderwertige Ware behandeln, kein Ort ist, dem man sich wenn man für eine gerechtere Welt kämpft, ohne Schuld anschließen kann. Auf dem ersten Blick sind dies sehr kritische Worte, doch Baldwin hat sich sehr stark mit seiner Welt auseinandergesetzt. Oft sind die wahren Gläubigen eben nicht die, die jeden Sonntag zur Kirche gehen und wann hat es schließlich ein Schwarzer die das Papstamt bekleidet?! Doch Baldwin muss sich nicht nur der christlichen Welt mit seinen Ansichten entgegenstellen, auch die Muslime wollen ihn für sich gewinnen, schließlich ist laut seinen Worten die der Islam eine Religion der Schwarzen. Doch Baldwins Gedankengänge sind so zahlreich und wohlüberlegt, dass selbst diese Gläubigen ihn nicht für sich gewinnen können. Er zeigt, dass er über den Glauben hinwegsehen kann, denn schließlich ist er mit einem weißen Juden befreundet. Fazit: Ein unglaublich aufrüttelnder Roman, der viel zum Nachdenken anregt und auch im 21. Jahrhundert noch hochaktuell mit seinen Ansichten ist, da Rassismus nach wie vor auf der ganzen Welt ein großes Thema ist. Unverblümt spricht er über den Alltagsrassismus, Christen, die Weißen und ihre Sklaven, die eigentlich Frei waren, doch durch das Gesetz der Rassentrennung keinesfalls frei ihr Leben konnten.

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