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Ist es wert, eine Freundschaft aufs Spiel zu setzen? Wieviel Lügen verträgt eine Freundschaft? Die Freundschaft zwischen Jane und Marnie verträgt diese Lügen nicht. Denn was mit einer Notlüge anfing, endet in einer Katastrophe. Jane und Marnie sind seit Schulzeiten eng befreundet, und kennen sich bis ins letzte Detail. Sie teilten die erste Liebe, die erste gemeinsame Wohnung, und alle ihre Geheimnisse. Bis Jane die erste Notlüge ausspricht: sie spricht sich für Charles aus, der mit Marnie zusammen ist. Dabei kann Jane Charles absolut nicht ausstehen. Das Verhältnis des Dreiergespanns wird immer schlechter, bis Marnie sogar Jane aus der Wohnung wirft. Jane fühlt sich zurück gesetzt, und mag nicht akzeptieren, dass sie in dieser Freundschaft das fünfte Rad am Wagen ist. Dieses Gefühl kennt sie bereits aus ihrer Familie, wo die Mutter sich immer um die jüngere Schwester gekümmert hat, und der Vater die Familie im Stich lies. Jane klammert sich an Marnie, denn für sie ist ihre beste Freundin alles, was sie noch hat. Marnie kann diese Gefühle aber nicht erwidern, und versucht ihre beste Freundin auf Abstand zu halten, damit sie ihr eigenes Leben leben kann. Mit tragischen Konsequenzen, die beinahe ein zweites Menschenleben fordert. Das Thriller-Debüt von Elizabeth Kay hat mich bis zum Schluss begeistert. Aus der Perspektive von Jane erzählt, wird der Leser durch die sieben Lügen geführt, die die Freundschaft zwischen Jane und Marnie belasten. Jane versucht zu erklären, wie eine Lüge auf der anderen aufbaut, und sie sich gezwungen gefühlt hat, Marnie mit ihren Notlügen zu steuern, um sie als beste Freundin zu behalten. Selbst als die Freundschaft zerbrochen ist, glaubt sie noch an eine Rückkehr Marnies, die aber schockiert von ihrer Freundin abgerückt ist. Die Autorin Elizabeth Kay erschafft mit Jane eine sehr tragische Figur, die ihren Vater an eine andere Frau verloren hat. Die Mutter versinkt in ihrer Demenz, die Schwester kämpft mit schwerwiegenden Essstörungen. Ihr eigener Mann kommt bei einem tragischen Unfall ums Leben, dessen Tod sie nie richtig verwunden hat. Für Jane ist Marnie der letzte Bezugspunkt, den sie noch hat, und teilt entsprechend ungern. Als sich die Chance bietet, räumt sie Charles ein für alle mal aus dem Weg. Jeder Störfaktor, sei es die Journalistin Valerie, die Jane auf die Schliche kommt, oder Familienmitglieder, müssen aus dem Weg geschafft werden. Als Marnie die wahre Persönlichkeit Janes entdeckt, ist sie entsetzt, und gleichermaßen machtlos. Kay hat hier eine Welt erschaffen, die gruseliger nicht sein könnte. Es ist ein Ausflug in eine psychologische Störung, die seines gleichen sucht. Und doch habe ich mit Jane mitgefühlt, habe sie verstanden, auch wenn ich ihre Taten nicht für gut heiße. Jane und ihre Schwester haben nie die Dämonen der zerbrochenen Familie verwinden können, und gehen ihren – wenn auch grausamen – Weg. Die Erzählperspektive, die Janes Sichtweise der Geschichte erzählt, ist für mich persönlich sehr gut gewählt. Es ist eine Geschichte über die Tragik von psychologischen Krankheiten, deren Brisanz im Alltag immer wieder gefunden werden können, deren Notlügen nie zielführend sind. Für mich eines meiner Jahreshighlights! Übrigens: Bastei Lübbe hat auch beim Cover nicht gekleckert: In grün-silber-blau-Tönen gehalten, die wie Glitzerlack schimmern, ist das Buch ein absoluter Hingucker.