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Freundschaften, die man in der Schulzeit schließt, sind etwas ganz besonderes. Sie sind sehr innig, man erlebt viele Dinge gemeinsam zum ersten Mal, und kann diese Erlebnisse direkt teilen. Zudem verbringt man sehr viel Zeit miteinander, da man teilweise sich schon bereits im Schulbus trifft, kennt man sich sehr genau. Als Emilines Mitbewohnerin Cara ihr das gehypte Buch des Autors Jackson Colby auf den Tisch legt mit einer eindringlichen Leseempfehlung, ist sie reichlich skeptisch. Cara und Emiline sind beide Unidozentinnen an der gleichen Uni, und unterrichten kreatives Schreiben, sind also sehr anspruchsvoll und kritisch, was ihre Literatur angelangt. Em lässt sich von Cara überreden, das Buch zu lesen, und ist sich sehr schnell sicher, dass der Autor über sie schreibt. Denn so viele Details kann nur einer kennen: ihr ehemaliger bester Freund Jase, mit dem sie nicht nur die Schulzeit und die erste Liebe geteilt hat. Beide vereinte ein tragisches Schicksal, in dem beide Eltern nicht in der Lage waren, ihre Kinder vernünftig und kindgerecht zu erziehen. Das hat Jase und Em zusammen geschweißt, doch eine schwerwiegende Entscheidung trennte die beiden. Nun steckt Em in einem Dilemma. Weder ihr aktueller Freund noch die beste Freundin Cara wissen um Ems Vergangenheit und sind dementsprechend von ihrer Reaktion auf das Buch verwirrt. Als Cara Em mit zu einer Lesung von Jase nehmen will, bekommt sie Panik. Jase zu treffen bedeutet, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen, was sie bereits in Therapien nicht geschafft hat, so dass Em ihre Vergangenheit komplett vergraben hat. Em spürt: die Entwicklung ihres weiteren Leben hängt davon ab, ob sie zu dieser Lesung geht, sich ihrer Vergangenheit stellt, oder ob sie die Vergangenheit ruhen lässt. „Nur einen Herzschlag entfernt“ von Renée Carlino hat mich begeistert. Auch wenn die Geschichte um Jase und Em stellenweise etwas schnulzig anmutet, habe ich das Buch an einem Vormittag durchgelesen. Die Tragik der Eltern, die ihre Kinder aufgrund Suchtverhalten bzw. mangelnder Motivation, Verantwortung für die eigenen Kinder zu übernehmen, hat mich berührt. Zwei Kinder, die für sich und für den anderen Verantwortung übernehmen, für sich da sind, es auch in Zukunft sein wollen, ist eine Eigenschaft, die in der heutigen Zeit oft fehlt. So müssen Em und Jase oft genug erwachsener sein als sie eigentlich wollen. Und so kommt, was kommen muss: einer der Hauptprotagonisten trifft eine folgenschwere, aber durchaus vernünftige Entscheidung, die weitreichende Folgen hat: die beiden werden getrennt. Und so kreuzen sich die Wege beider erst wieder, als Em das Buch liest und sich für die Kontaktaufnahme entscheidet. Ein Buch, das viel Tragik enthält, aber den Leser an ein Happy End glauben lässt. Ein Buch, bei dem man wissen will, wie die beiden Hauptprotagonisten ihr Leben meistern, und die Situation lösen. Auch wenn die Entwicklung der beiden Hauptprotagonisten etwas unrealistisch anmutet, dass beide sich durch die Veröffentlichung des Buches wiederfinden, ergibt sich diese Wendung schlüssig. Zumal die Autorin den Hinweis geschickt in die Geschichte einfließen lässt, und somit die Geschichte glaubwürdig erscheinen lässt. Die Protagonisten erscheinen glaubwürdig, selbst manchem Seitenprotagonisten lässt die Autorin trotz manchem Fehlverhalten einen fairen Abschied walten. Ein sehr persönliches Buch über zwei Jugendliche, die den steinigen Weg meistern, der zu ihrem Platz in der Welt führt. Wunderbar, empfehlenswert.